Das Sinnreich der Erde (Erste Fassung)
Die Ähre

 

Gedanke meiner alten Schwere,

der mit mir spielt:

vom warmen Munde quillt

die leichte Fahne einer vollen Ähre,

 

die ich mir brach am steilen Hange,

ihr Duft zerdrückt,

vom Mutterkeim entrückt,

blüht wieder auf aus mir im Weitergange.

 

Ursache, die ich meiden wollte,

aus der ich floh,

kehrt wider mich und so,

im Spiele säumend bis zum bittren Leiden,

 

der jeder Tat aus sich getrieben

Verhängnis spürt,

des Mundes Wurzel rührt:

bin ich es und im Frevel stark geblieben?

 

Der Scheitel brennt wie ungesegnet

im heißen Glast,

und gaugelnd eine Last,

ein Wunder trennt sich schattend, drängt, begegnet

 

und hilft dem Sinn sich kalt erkoren:

ich sammle Staub,

und immer mehr ein Raub

von dir bin ich im Keim der Welt verloren.

 

Ich bin so wenig vor dir würdig,

wie was ich schied,

mit allem, was ich mied,

muß ich dich endlich tragen ebenbürtig.

 

Frost dieser Irrnis, ich erglühe,

die in mir ächzt,

gib, bis der Keim erlechzt,

daß ich dir aus dem Munde blühe.

 

(27./30.8.1917)