Das Sinnreich der Erde (Erste Fassung)
Gefecht der wachen Seele

 

Die Dämmrung hegt die Brust.

Auf einmal fällt der Regen.

Verdunklung dem Gesicht entgegen

wird bewußt.

 

Und harte Gegenwart,

die alles zehrt und jede,

ja diese gleiche und unstete

Seele spart,

 

wie Licht verschied im Geist,

getrocknet wie von Trauer,

die sich bereitet so zur Dauer

selber speist,

 

heischt nun so hanglos frei

und ewig wie von Firnen,

ob Milde stärker als das Zürnen

wirklich sei.

 

Ja alles hat Bestand,

wagt sich in seiner Treue.

Des Menschen Kern allein aufs neue

stockt gebannt

 

wie eine bloße Stirn.

Erkenntnis wird mich greifen.

Es überfängt wie Klammerstreifen

sich dem Hirn.

 

Vergeblich dieser Schutz,

der Seele trennt von Seele,

so härter, als er stummer hehle,

bietet Trutz.

 

Die Seele sucht dein Ohr.

Laß ihr, was, daß sie sauge,

Gewappneter, dein stilles Auge

schon verlor,

 

gerettet aus dir brach.

Du mußt das Opfer geben.

Das Blut gesaugt vom ewgen Leben

stellt dir nach.

 

In Dauer kein Besitz,

du tapfre Seele teuer,

hol aus in Treue, noch untreuer

leckt der Blitz,

 

erschreckt dich nun bewußt;

so ruhe dich zu eilen,

wie sich die Finsternisse teilen

um die Brust.

 

Trau treuer, bleib im Stich!

Erkannter dich zu geben,

bestärke hinfort jeglich Leben

gegen dich!

 

Umsonst des Opfers voll

in sternengleicher Ferne,

treib das Geschlecht zu seinem Kerne,

dieser Zoll

 

ermüdet dich allein.

Dich muß Verlust gewinnen.

Beständig ruht das Opfer innen,

aller Schrein.

 

(25.8.1917)