1
Wie, da ich las, als sei in mir die Flamme
und bände lösend mich in alle Zweige
und mir geschehe, daß in Frucht ich neige
mich still getrieben aus dem eignen Stamme,
mir ein Gedanke rief zum andern: ramme,
ein Wunsch zum andern in mir quellend: säuge,
wie war ich perlend, daß ich mich eräuge,
mich fast verwünschend noch begrenzt zum Damme!
Ich kann nicht, wie das tiefe Wesen lockt,
hinfließen in den Trank der Erdenkelter,
wo blieb ich Wurzel und was blieb verstockt,
zehrt mein Gesicht zu schnell, was drauf getaut?
Die Erde liegt und nährt die alten Felder,
und was vergeht, wird stets noch mehr gestaut.
2
Und da ich, was im Herzen stets zur Tiefe
noch sinkend mich zur kalten Fläche trieb,
die Perlen siebend immer mehr noch Sieb,
als ob mein Wille saitengleich entschliefe
und zitternd nur noch seine Spannung riefe,
den Sinn der Dinge aus mir scheidend schrieb,
der ich doch grundtief angeheftet blieb,
zerrinnend in des Netzes Quellpunkt triefe,
nur dies erfuhr ich, wie den ersten Frost,
als ränne Lebenspuls von den Gelenken,
die Erde schluckt wie Saat und wie zum Trost
am Mittag tauend alle Zweige troffen,
sie bricht aus Nebeln auf und ich im Denken
bin mit den Dingen gleich dem Himmel offen.
3
Mit allem gleich, so ist doch nicht die Stille,
die in mir ruht, und ich kann nicht bestehen,
die Stille laut, und ich kann nicht vergehen,
in allem ich ein ungenoßner Wille.
So bricht der Ernte ab die bittre Pille,
unwissend, welche Reife ihr geschehen,
der Gärtner wird sie blinder spiegelnd sehen
und an sich nehmen aus der dunklen Rille.
So kehrt das Herz im Sinne fast versteint,
und konnte doch die Erde nicht erspalten,
kehrt bitterlich, wo seine Kelter weint,
zurück zum Kern der eingetretnen Traube;
das sich im Opfer brach der Sinngewalten,
es ward nicht reifer, doch in ihm der Glaube.
(18.12.1917)