Das Sinnreich der Erde (Erste Fassung)
Haus in der Waage

 

Die erste Erde hat ein Silberlicht,

doch zwischen Gold und Wasser spielt das Herz

und ist geworfelt nur ein Teil von Blut,

aus dem die Erde grün und rosig wird.

 

Der andre Teil — und ist dies Herz so reich,

daß es ein Raum, und heiter, heitrer nicht

besitzt der Himmel dies noch offne Feld,

daß Raum sich teilt und in sich spiegelnd wohnt —

dies ist das Haus; und kennt dies Herz sich nicht

und ist mit Weib und Kind so Raum an Raum,

das ist die Welt im zweiten Silberlicht.

 

Doch daß dies alles in die Waage tritt —

man will dies nicht, denn noch ein Lebensspiel

treibt in dem Strom, und wie es eilt und weht

und wacht: warum, und gehend Mond in Licht

beharrt es näher und wiegt unser Herz.

 

Wer nun die Waage von sich hält,

sein Haupt vom Sinn zu sich verloren,

er steht getrennt von jenen frühen Toren,

— war jene Erde denn nicht offne Welt,

so offen, wie der Spiegel spiegelnd fällt

und steigt — und schattend schlägt der Schwermut Saum,

er steht getrennt und wie von sich geboren

im Raum, ein fremden Wesens andrer Mann,

wo ist die Frau, das Kind, ist dies ein Bann,

daß sich kein Herz mehr kennt als nur gewogen,

und ist nicht Herz mehr und nur Raum an Raum

und wie kein Vogel mehr hindurch geflogen?

 

Noch fällt die Last hinweg: wohin?

Doch hält von Bergen sich die große Runde,

im Silberlicht ein Spiegel steht das Haus,

so Sicht durch Sicht, kein Stern lischt darin aus,

nun tritt — so will die milchne Straße ewig ziehn —

die Silberhochzeit in die nächtge Stunde.

 

(12.10.1932)