zu Lovis Corinth
1
Das Wort gilt nicht — wie fällt, da ich die Bahn
von eines Menschen Tun wie einen Spiegel
gesehen, nun, da ich des Geistes Riegel
aufriegeln will und bin erstaunt daran,
das Blinde gilt — wie fällt dies Wort mich an,
mich blinder noch im Blut, daß ich aufwiegel
dem Geist entgegen und zum Wort versiegel:
du Mensch, dir ist die Faser blind getan;
daß ich — und heute so ein unerlesen
Gefühl bricht mir Bewußtheit und ich spüre
den ohnmächtigen Hintergrund durch alles, —
daß ich das Bild von einem schweren Wesen
wie einen kalten Brand ins eigne schüre
und bin im Widerorgeln eines Halles.
2
Daß man im Nachsinn eines Lebendigen
immer das Leben engt,
wie ein Vorwissen durch uns beschränkt
es, angeregt, noch die wir uns behaupten, —
nein, so Begegnung durch uns Untergang,
o nicht dies wie gemeinsam uns ein Klang,
die noch beschränken das Lebendige durch ein Licht, —
o so, bis aus dem Andern ganz entbricht
wie aus der Kehle
das Blut des Nächsten eine blumige Erde.
3
Wie über das Gefäß, so lang ich trinke,
mir brennend wie ein Ärgernis,
was sich zuerst verhärte, jener Blick
oder der schwere Trank
furchtbar und langsam in mich eingegossen,
so schwer und jetzt
wie Ohnmacht gegen Licht,
daß sich des Halses Ader strangt, —
Atemgesicht,
dem ich hier sprechend stumm bin,
du laure immer,
wem hier das Herz
wie eine Bestie fast sich halfternd aufbricht,
ein Roß sich wider mich in Blut stürzt, —
o Gottes Antlitz, Scherbensonne,
so hufeatmend ich in dir genung,
Verortung und Verlautung,
durch eine unsinnige Leidenschaft
so glücklich.
4
Das Leben zu sich fort im Kreise alt
durchfurchend, nun der Same selbst
des Sinnes in die Furche fällt,
selbst unter Unkraut, o du üppige Zier,
wie wird das Schauen selber hier
durch Unkraut selig
und ist ein Stück von diesem
Wankenden hier.
5
Ich trinke und der Kellner Gott
so starr wie Hunger
sieht durch mich seinen eignen Blick,
wie er mich sieht,
und hinter ihm der unbekannte Himmel
tut dies so fest durch ihn
und hungrig gleich
wie ein Gebot.
(Februar 1926)