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Konrad Weiß: Tantalus

Tantalus

 

 

non solum autem illa, sed et nos ipsi...

 

Was aus deinem Traum entstanden,
bis es mich mit vielen Banden
immer mehr ins Werk gebunden,
Sinn verlierend Sinn gefunden,
Ruf zu werden hilft uns nur
die Gestalt der Kreatur.

 

 

 

 

 

 

 

Das Wasser

 

Ich war über dem Wasser des Denkens eingeschlafen. Da siedelte der Traum eine Insel auf mir an.

Oder vielleicht war es noch mehr das gleichförmig wiederkehrende Brausen eines Grames gewesen, über dem ich einschlief. Denn ich lag auf dem bohrenden Wirbel eines Strudels, der unter meinem Rücken heraufstieg, und je mehr ich mich nun gegen ihn hinabsenken wollte, desto heftiger schob das Wasser, das aus der Tiefe kam und an den Rändern hinabfraß und die Ufer unterhöhlte. Als ich mich bald sehr ermattet über meine Lage besann und rücklings ausgestreckt unter der umgebenden leeren Himmelskuppel den Kopf, der fast tief lag, möglichst zur Seite wandte, sah ich, daß das Land schon weiter weg war, als ich durch Auskreuzen meiner Arme reichen konnte. Auch hatte eine klare und schnelle Strömung begonnen, die den Abstand vergrößerte und meine Lage ungewisser machte. Dies gab mir aber einen unerwarteten Genuß, wie ich jetzt jedoch mit einem halben Fürchten erkannte. Denn indem ich mit einem hohen und fliegendem Atem das Gleichgewicht meines Körpers einzuhalten suchte, während die Strömung unter meinen Armen hinschwankte, wurde ich mit einem Tone erfüllt, der alles Klingende um mich her in sich sog und in seiner Verdichtung immer stärker verstummte. Ich fühlte, daß eine Stummheit in mich überging, die, während sie mein Dasein für sich schwer machte, meinen Willen gleichsam von meinem Gesichte abschnürte, und als ich mit meinen Augen fliehen wollte, kam ich mir auch in einer seltsamen Weise an einem offenen Orte begraben vor. Wie ein Stein unter Haselstauden, kam es mir in die Besinnung; dabei hörte ich aber die Flutung des Wassers, die ich kaum fühlte, und wunderte mich über die Schwere, mit der ich doch nicht unterging, sondern die mich vielmehr trug. Es war, als ob ich auf mir selber ruhte. Auch hatte das Drängen aus der Tiefe zwar nicht aufgehört, jedoch in seinem einförmigen Schmerze nachgelassen. Das Wasser glitt um mich her und an den Ufern des entfernten Landes hörte ich es beständig rieseln mit einem zeitweiligen dumpferen Brechen und Fallen, wenn wieder ein Stück Erde von dem Rande des Ufers hinabgeglitten war oder ein schwerer Stein nachstürzte mit jenem eigentümlichen Klange, der sich selber verschlingt. Es war ein fortwährendes Schlingen von bewachsener Erde in die Tiefe und ich lag dazwischen wie eine Insel, die Anker gefaßt hat und sich von dem untergehenden Erdreich in einem freudigen Wachstum sättigt. Bald schien ich mir auch, wenn ich den Kopf aufbäumte, im übrigen nur noch aus den Händen und den Füßen zu bestehen und die Insel, über deren Rand ich mit Mühe hinwegsah, während ich an ihren unbekannten Grenzen meine äußersten Gelenke in der Blutung fühlte, lag mit einer vollkommenen Gestalt auf mir wie auf einem Tische.

„Jetzt ist alles verankert außer meinem Atem“, sagte meine Stimme zu mir und ich hörte diese gleichen Worte durch ein Rauschen in meiner Brust immer wieder herumgetragen, nur daß sie die trockene und dürstende Kehle mieden, durch die ich mich wie durch eine Öffnung erhorchen wollte und wodurch man mit dem Bewußtsein des Wortes ins Leben tritt. Man kann lange so verweilen, indem man das Bewußtsein wie einen Atem behorcht und das Spiel der Kräfte beobachtet, dem man unterworfen ist. Es ist auch eine zunehmende Gesetzmäßigkeit darin. Während nämlich das Wasser seine Brandung verstärkt und das Land, das vertilgt wird, immer weiter fortrückt, geht im Gegenteil das Rauschen des inneren Lebens immer loser an die Wandung und bewegt sich in einem Wirbel, den man nicht erblicken kann, in dem aber das ausgestoßene Herz ist. Es ist der Gram, der von keiner Bewegung satt wird und der die stumme Erde zu seinem Angelpunkte hat. Aber wenn er nur auch in seinem eigenen Kreis hindurchfurchen und den Bissen in seine Furche hinabziehen könnte! Auf ähnliche Weise hört man oft an warmen Tagen im Sommer, daß ein Wind sich erhebt, dessen Bewegung man nur da und dort erblickt und der mit einem hungrigen Tone wie in einer Furche gegen den Himmel schreitet, und dabei denkt man an den unsichtbaren Faden des Markes in den Stämmen, die doch unbeweglich unter den Baumkronen stehen, während diese mit ihren Zweigen oder die Büschel ihrer Blätter sich umkehren und das Weiße zeigen. Es ist unter diesen gewachsenen Dingen wie ein Wirbel, der vor der entblößten Macht der heißen Sonne deutlich wird, und das Unverzehrte schweigt auch wie ein Fisch im Wasser. Dies Letzte aber, gleichend einem sinnenden Gebreste oder gleich dem Reste eines Menschen, scheint wie eine ungeheure und notwendige Gesetzlosigkeit. Hiebei ist jedoch dann im Ganzen wieder eine himmlische Schönheit und das Erdreich liegt im Verschluß seiner Schatten wie unter die Tücher zurückgefallen, die nach dem Glanze der Auferstehung hier zurückgeblieben sind. Aber ich wurde sofort wieder zu mir selber zurückgelenkt. Denn die Wellen gingen nun mit einer wahren Regel unter mir hin und kamen jetzt auch wieder zurück wie die Einschnitte einer Säge, deren Zähne eine scharfe Tonweise annehmen, wenn sie aber mit ihrem Einbiß den Körper verlassen, einen milderen Klang bekommen und ihre Arbeit besingen. Dann tritt immer wieder eine Pause ein zwischen den gleichen Gängen, in der das Spiel der Kraft seine Ergötzung verliert und in der man um so wacher wird mit einem tonlosen Horchen, je mehr man den ersten neuen Stoß der Säge fürchtet und weiß, daß der Einschnitt wächst und der Chor der kommenden Melodie sich verdichtet. Aber man kann die Richtung nicht ablenken und bleibt mit seinem inneren Leben in der bestimmten Lage ausgespannt wie die Saite eines Instrumentes oder noch genauer, weil auch die Fesselung überall ist, ohne an ihr Ende zu fühlen, wie das Mark eines Stammes. Man muß in dieser Richtung verharren, bis die Fügung sich lockert. Aber kommt nicht auch das Bild der Erde zustande, indem der Laut sich nirgends mehr bewegen kann?

In dieser sonderbaren Lage, deren Sinn mich nun beschäftigte und in der sich mir auch die weitere Bemerkung immer wieder eingab: „Auch deine Augen sind nicht verankert und sie sind noch loser als deine Stimme“, eine Beobachtung, die war wie die von dem Steine unter den Haselstauden, aber mit dem bewegten Scheine des Augenpaarigen, womit sie den Körper noch einschnürte, und die sich wiederholte mit dem Seufzen des Atems und dauernd wurde gegen ihre Flüchtigkeit mit den blitzenden Einschnitten der Wellen, die sich nicht aufhalten ließen, sah ich wieder nach der Insel, die auf mir lag. Und nun — obgleich oder vielmehr weil alles so in der Eile anders und alles mir doch langsam widerfällig war und der Sinn den Gegensatz im Gleichen bindet und das Kommende wie etwas Gewesenes — kam mit einem Male die Erinnerung an jene alten Bilder in mich, bei denen man den Umkreis der Erdscheibe gleich einem toten Leibe auf dem Ozean schwimmen sieht, aber hügelig und beschriftbar in einem gleichen Anblick und von den Umrissen der Berge und der Länder und den Namen des Geschaffenen in getrennten Gruppen gewirkt und beschrieben. In der ohnmächtigen oder nur gleichmächtigen Austeilung dieser Kräfte und mit ihrer Bedeutung gleicht die Erde auch einem Teppich oder Stoffe, bei dem die Fäden der Regel und der Bindung noch nicht festgespannt sind oder abgerieben von dem Winde, in dem sie lagert, sich wieder aufgelöst und verzogen haben. Denn das ist wie ein in der Reue über die Schöpfung zehrender Wind, der unter einer unsichtbar über dem entwesten Gebilde stehenden Kuppel weht und die Erde gleicht doch eher einem in der Erweckung verstockten Leichnam, mit dessen stetigem Dahingang ein verklärtes Wesen den Schein einer stummen Fruchtbarkeit hervorzaubert. Als ob es nur an dieser Erde liege, daß sie aufblühe, mehr als sie es wirklich kann, und als ob Adam nur den Hauch wiedergeben dürfe zur Antwort, den er einmal in seinem Munde empfing. Aufgesprungen aber an den Rändern der Schale läßt diese im Abbild geschaffene Erde keinen Kern hervortreten, sondern hier ist der Eintritt des Wassers, und in der Ungewißheit ihrer Reifung ist sie wie eine vor der Wut und dem Rachen des umgeschlungenen Stromes gesicherte Frucht; und dabei wird sie an der einen Seite überragt und gehoben von dem Haupte mit der Dornenkrone, das man als einen unanfaßbaren Griff betrachtet und das ein Antlitz hat, das sich durch Duldung heiligt. Und bewegt wird sie von den beiden durchbohrten Händen und Füßen wie von Steuer und Flößen und mit den roten Mälern ist sie in die Strömung genagelt.

„Blicke in diesen Spiegel“, sagte nun eine deutliche Stimme; aber während ich mich aufrichten wollte und an den Fesseln meiner Lage zerrte, fühlte ich, daß die Insel von der Strömung ergriffen wurde und schon mit beträchtlicher Eile gegen den Horizont hinausschoß. Ich wußte mit einem Male, daß diese Insel ein Bild von mir enthielt, und zwar mit einem wirklicheren Kerne, als ich in mir selber eingeschlossen hatte; aber weil ich mich aufrichten wollte, um die Erkenntnis in dem Spiegel zu finden, hatte ich den Anker gelöst und eine unaufhaltsame Entzweiung geweckt, in der ich nun dahinfuhr. Ich fuhr unter meiner eigenen Fracht und war allein mit dem Wasser und mit meiner Besinnung, während das Wasser schneller war, und war abgestoßen von dem Kerne, den ich erblicken wollte. Es war das Gesetz, daß die Schöpfung durch Abstoßung zu ihrer Wesenheit kommt und um die Tatsache ihres Bildes ringt. Das geschieht mit einer Art Hunger und zugleich zu seiner Vermehrung. Schon die Augen sind fortstrebende Wurzeln an ihrem Orte und durch die Helligkeit in ihnen reicht eine dunkle Schwere nach abwärts. Auch das Gesicht will fliehen, aber gerade mit diesem Willen wird in dem fliehenden Sinne ein Schlund geöffnet und dann: um die Weite der Flucht in den Umkreis vermehrt sich die Tiefe der Eingrabung. Und der Schlüssel der Entzweiung ist selber das Mittel zu einer neuen Bindung. Die Pflanzen schicken sich mit ihren Augen in die Erde und um so mehr hängt die Schöpfung an der Herabkunft des Lichtes. Darin ist meine Stummheit gewachsen und geriet unter die Vielheit der Bilder; und dann wurde es mit Erschrecken eine blinde Dahinfahrt. Denn die Erde ist auch der unter die Schöpfung geworfene Zustand eines Leibes. Es war das Grab eines Menschen, das sich an allen Orten rührt, um sich zu dem ernährenden Strahle eines bloßen Auges zu verkürzen. Er braucht aber die körperliche Nacht der Erde und der Schimmer des oberen Lebens liegt wie ein Schild über dem Kerne der Verwesung.

Und nun kam wieder die Erinnerung an jene alten Bilder, die zuerst nur spielend und gleichsam ohne Einatmen von mir behandelt, jetzt, da zugleich Windhauche die Wellen lebhafter beunruhigten und eine Brandung in mein Gehör trieben, selber wie eine Welle war, der ich ausweichen wollte, bevor sie über das Gesicht flutet. Durch diesen Zustand war ich gebunden; denn da ich in mir selber versetzt wurde, weil sich gerade durch das Ausweichen der Gedanke gegen mein Gesicht fortsetzte, er nahm mir gleichsam durch seine angekommene Gegenwart den Atem weg, war es von meiner Seite — denn ich ergriff mich in der Bindung, ohne selbst in ihrem Kerne das Geringste zu vermögen — der Neid um eine noch unverstandene Ehre der Natur, nämlich wie die Schwächung unter dem Gesichte ihre Stärke ist oder wie ein Ding von seinem Anblick scheidet, um dem ganzen Atem Raum zu geben. Aber dies alles liegt in der Verschränkung und in ihrem hinweggewandten Ergriffe. Ich ergriff auch diese Bindung nicht, soweit sie mit mir ein Geschehen war, sondern nur wie einen schweren Aufenthalt oder, weil ich nur durch die Wiederkehr dabei sein konnte, wie eine schwere, in ihrem Takte aber gegen mein gleiches Dasein vernehmliche Musik. Aber weil der Gedanke nur an sich selber gliedert, ohne einer Bedrängnis zu wehren, wurde ich aufmerksam auf den bloßen Zustand. Es war ein Widerspiel mit dem Rande durch die Schwäche des in der Mitte liegenden Sinnes. Aber daß ich auch den Gram und die fühllose Erde hatte, das weckte dagegen einen Sinn in mir wie eine Absage. Es wurde eine neue Faser der Seele, die sich abwehrte, und wie wenn sie kein Bewußtsein wollte, war das Leben eben um diese Abkehrung stärker. Es war ein Mittel wie ein Steuer zu einer notwendigen Entfremdung. Und während der Name des Vorbildes, gegen den der Zwiespalt meines Wesens eine Entscheidung begehrte, ruhig war — er lag gleichsam über dem Gesichte und ich muß wieder sagen, daß ich die Wurzel dieser Sache und von dieser In-eins-Geschriebenheit des Gesichtes durch die Begegnung in nichts ergriffen hatte, aber später erfuhr ich, daß dazwischen die Erde war, die in der Wurzel und durch ihre Entzweiung Platz haben mußte — faßte sich die Erkenntnis mit einer geradezu frevelhaften Sicherheit, als sie eine geschöpfliche Ermächtigung spürte, und vermehrte mit dem Brausen des Grames oder mit einer Speise wie Hunger und mit diesem Einsatz eines sicheren Verlustes die Stärke der Gefahr. Ich begehrte wie Schlaf die forttreibende Gefahr der Welle. So kommt etwas zur Reife mit dem Triebe, daß es abgebrochen wird. Es wird eine Lust der Abneigung, in der das Leben den geraden Strahl seiner Stärke abfängt und umordnet, ein Teil des Taktes von einer Zeit, die man nur in Teilen begreift, man wendet sich gegen das Ziel, ja man ermißt das Ende durch Abneigung. Das war das Rauschen des Meeres, als das Gesicht darüber ging, und es war stärker als alle geregelte Ordnung, als mein Ich unter der Last der Erde mit dem Wissen um jenen andren Namen in ein Blut zusammenfließen wollte. Alles wehrte sich, was Bewußtsein hatte, um sich in seine Grenze zu schnüren, und das Unbewußte, indem es sich verstärken wollte, war nichtsdestoweniger ein ungeheurer Abstand in einer kurzen Länge, die mich lachen machte, denn ich lag hilflos auf dem Rücken wie eine umgekehrte Schildkröte. Ich fühlte, daß dies alles eine bloße Hilfe der Erkenntnis war, um etwas abzuschrecken; denn im ganzen war wieder eine verzehrende Musik und in Wahrheit war es mit mir wie mit einem erstickenden Bissen.

Inzwischen wuchs aber auch die Entfremdung um mich. Ich war ganz allein und wie alles und auch der Gedanke, wenn er sich in seine Teile vergibt, einen Weg oder wenigstens den Schein einer Entfernung hervorbringt, geriet ich in einen unter sich wachsenden und unruhigen Schatten, und obwohl auch ein unbestimmtes Licht immer mehr zunahm, war ich wie von der ganzen Erde beschattet. Ich fing an, lauter zu atmen, um die Unruhe des Wassers zu besiegen, und obwohl meine Lage nicht unbequem wurde und ich auch flüchtig sah, daß die Insel sich vollkommen begrünt hatte und eine Gruppe von Birken, deren Kronen im Winde gleichmäßig schwankten, und das schwere Nicken einer einzelnen Rose, das stoßweise leuchtete, in meinem Blicke haften blieb, so sog ich doch mit jedem Atemzuge eine immer größere Schwermut in mich. Das war eine andere Schwere als vorher und als die Last eines Steines; denn sie lag nicht mehr im Blicke und in der Einsamkeit an einem halb offenen Orte. Ich erkannte den starken Odem in den Bäumen des Erdreichs; die kräuselnden Windstöße aber, die zu mir in der Tiefe daherkamen, liefen über das Wasser wie über einem unruhig schlummernden Grimme. Und es war etwas, das sich in der Stummheit aufrichtete, gleich jenem hungrigen Tone, wenn sich an warmen Tagen im Sommer der Wind erhebt und wie in einer Furche gegen den Himmel schreitet. Aber er findet keine Bindung an seinem Orte als durch eine schwere Umkehr und indem er sich niederlegend das Weiße der Blätter zurückwendet, ist es bei allem Schönen wie eine Krankheit der Schöpfung.

Das war der letzte Gedanke, den ich vor dem Einschlafen gehabt hatte, dachte ich nun, daß nämlich Tantalus das Wasser und die Früchte nicht erreichen konnte, Tantalus, der lebte, indem er die Elemente und die Dinge der Erde bewegte, und auch auf diese Weise nicht starb. Denn so war er in ihrer Abwendung, daß er, indem er sie nicht erreichen konnte, ihren Anblick vermehrte, und er kam mit ihnen in seine Abwendung und in die Schwäche vor dem Winde seiner Augen, indem er ihren Sinn nicht mehr brechen konnte, und der so die Qual der seligsten Entfremdung erfuhr. Nämlich als er den Sinn der Dinge erfuhr, war er im Bilde ihres Mittels mit seinem eigenen Inbilde und eben dadurch war ihm die Nahrung genommen, weil er ihren Kern nicht speisen konnte; und er war selber mit in ihrem Hunger durch ihre Abwendung. Er war mit dem Winde seiner Augen in ihrer Wiege auf dem Wasser. Und auf diese Weise ist alles, was zum Leben kommt, in seiner sterbenden Verschränkung. Und das ist auch das Bild der Welle. Das sah ich und das wurde zuerst meine Insel des Grames, die nun auf mir Ort hatte. Dann kam der Einschnitt und das Drängen der Wellen, und wie es auseinanderfloß, floß es wieder zusammen, und ich begriff das Brausen des Grames, welches wie Perlen war und um einen Schmerz zustande kam, nämlich daß das Bild nicht von seinem Begriffe gehalten wurde. Aber das wurde die Weite und war die Erkenntnis eines ausschließenden Zustandes. Und so geriet das Dasein aus seinem Bilde und war in dem Hauche seines Hungers. Es geriet in eine fordernde Bewegung.

Aber während ich dies bedachte, war es auf einmal ein lustiges Hämmern, und zuerst ein Schlagen an die Seiten, alsdann ein Hämmern der Wellen bis an die Küste, welche ich verlassen hatte, aber ich lag unter der Insel und sah nach der einen Seite, welche von mir rechts war, und sah, wo deutlich noch Land war, oder vielmehr deutlich war die Gruppe, welche dort daherkam. Sie war schon so weit, als ich in meiner gefesselten Lage eben noch blicken konnte, als sie sich meinen Augen hintüber mit der Buntheit ihrer getragenen Farben entrückte, die ich in der Bewegung der Pferde nachspürte, welche dort ausgegriffen hatten, wo der Zug auf dem Rande der Länder vorüberging. Und bis ich erkannte, daß dies der Zug der heiligen drei Könige war, der aus dem Winter herkam und auf der Heimreise war, und die grünen und vergoldeten Schabracken nachzählte, als ob die Reiter auf den Hügeln der Erde gesessen hätten, und in Farben gekleidet, die von der Klarheit des Morgensternes laut und ungebrochen waren, aber jetzt alles in Stille und schon verschwunden, während die Pferde es getragen hatten, hörte ich das Lied eines Letzten von den Nachfolgenden am Ende, der zu Fuß war und wie wenn er nicht recht dazugehörte. Er sang lauter, als das weggezogene Gesicht mit sich vergleichen ließ. Es kam über die Wellen wie von einem Bäumchen geschüttelt und die Worte waren mir dann auch wie schwimmende Blätter und alles wiegte sich mit einer sonderbaren und doch nicht kalten, sondern heftigen Heiterkeit, mit der er sang:

Ein Stämmchen schlug im Wintersturm
an seinen Pfahl, und der war Gott:
warum hegst du, du hegst zum Spott
mich unvernünftiges Gewurm?

 

Wozu dein Stand und meinesfalls
lebendiges Geschöpf dabei,
ich will, und wirklich glückts entzwei,
die Binde lockrer um den Hals.

 

Nun schwinge dich, — sein wilder Tanz
schlug wackre Schläge unbelaubt,
auf seinem Pfahl das Gotteshaupt
sah blutig kalt im Sonnenglanz.

 

Der Teufel schnob im Wintersaal
und machte seine Lenden müd, —
du blühst doch, wenn der Anger blüht,
und sah das milde Haupt am Pfahl.

 

Alsbald als ich dies gehört hatte und im Nachflüstern gefangen war, durch einen Zustand versetzt, der mich wog, ohne mich zu fassen, und ich gleichsam über der Grenze meines Wesens wie über einem Schwerte mündig war, vergleichbar selber mit der Mündigkeit eines Schwertes durch ein strudelndes Sprechen, hatte ich das Bedürfnis aufzuwachen. Es geschah mit eiligem Bewußtsein und war wie der Anschlag eines Zeitpunktes: aber mit dem im Gleichen gemeldet, und so als ob jetzt erst alle Verlautbarkeit wie große Blicke fortgenommen wäre, auch ein Schmerz war, der mich noch weiter ins Leere zog; und ich wollte das Bild jetzt nicht mehr von einem Begriffe gehalten. Ich lag aber immer und wußte, indem ich den Wassersaum fühlte, daß ich den Kopf ganz zur Seite gewandt hatte, und was den Begriff anbelangt, oder dafür diesen schwachen Kern der Versetzung durch einen Zustand, nämlich die Gleichung mit der getragenen Erde, weil ich die regungslos ausgespannten Arme darunter hatte, oder wie Tantalus, der leiblich sterbend gleichsam durch den Verlust seines Einsatzes in den Dingen — und so floß statt seiner der Sinn aus den Dingen und sie waren rein im Auge — das Blühen der Gelenke erfuhr; und mit dem Wasser, von dem ich umdungen wurde, daß es mich zu mir brachte, und daß dies alles nicht in meinem Begriffe war, aber daß ich von ihm mündig wurde, also aus mir selber gebracht; und was nicht gespeist werden konnte und wo der Mensch seine Handhabe finde; daß ich in einer Zerfällung war und mit meinem Sinn in Widerbildern, und alles dies vermöge eines Zuvorkommens mit mir lebendig, weil nämlich das Geringere zuvorkam, das um Ausgang bangte, und das Größere doch nicht zum Weichen gebracht war, nämlich das Größere, daß es sich zum Augenblicke entmündigt, und dann hat er die ganze Erde; — alles aber geschieht um seine Mittlerschaft —; und weil mit mir die Last des Ganzen wie ein unlösbares Opfer untersank, ich fiel jetzt von meiner Stufe der Besinnung noch mehr in eine Verlorenheit. Dadurch war mir auch jenes Bild nur ein Vorübergang. Denn die Natur hält sich an ihrer entscheidenden Stelle. Das ist wieder das Bild des Hinabsenkens und wie weit es noch einen Atem hat, der mit nichts mehr verglichen wird. Aber wie, daß hier eine Bestimmung mündig wurde, die Jubel weckt, und daß auch die Zuversicht eine Abkehr sei und eine Hoffnung in der Abwendung, einem Schmerze ähnlich und dieser gleich einer abgegliederten Faser, daß der Sinn sich blinder vollende und dadurch eilender, und daß dieser Zustand in der Versetzung des Schmerzes — denn hier empfindet man die Abgliederung und eine andere Versetzung als diese, die mächtig wird, gibt es vom Ursprunge nicht — eine Behütung werde, dieser Zustand war nicht in der Macht der Erkenntnis. Aber auch die Erde ist an der Stelle des Lobes und vielleicht ist das Lob am weitesten von Gott entfernt. Er zeigt alles seinem ungeschaffenen Auge und vor dieser eingeborenen Schwäche als durch einen immerwährenden und wie abgestoßenen Ort ins Dasein gerufen wird es gebunden, wovon das Verlangen in das Wort der Kreatur übergeht.

Hier wird nämlich die Umkehr eines Ratschlusses deutlich. Die Schöpfung geht durch diese Trennung in ihr Mittel und ist wie ausgeschieden durch ihre Begegnung zwischen Hauch und Hunger. Der Sinn aber erfährt eine gebrochene und sichtbare Stufe über der Erde. Und indem er nun seine Versetzung bekennt, gerät er in die Spurkraft des Leidens. Nun sieht er das Gleichnis einer abgeschnittenen Blume, geschaffen und aufgestellt auf einer Stufe, wo die Teilung der Schritte beginnt, wenn es auf ihr zu einer Gegenwart kommt. Denn es mußte der Leib im Gange wie auf Stufen gebrochen werden, um fortzubauen in dem ersten Sinne: daß die Last des Meeres mit der Erde zusammentrifft. Auf die leidende Stufe, damit sie in dem Opfer einer empfangenen Tätigkeit gebrochen bleibe, hat Gott später seinen Sohn gelegt.

Ich aber war in dem Schicksal des Sinnes und kämpfte mit dem Wasser der Betrachtung. Denn das erste Band zwischen Himmel und Erde ist wie Wasser. Zwischen Lust und Verbannung — und das ist der Anblick eines Strandes —, die unbeschränkte und fassungslose Möglichkeit — und das ist die Lust zu trinken — aber selber als die getragene Frucht einer Besessenheit und eines Anblicks, der wartet — und das ist die himmlische Neigung über allem Geschaffenen —, dieses was zuvorkommt über der Gespaltenheit des menschlichen Wesens und in seiner einzigen Faser, was mit der stetigen Wiederkehr zum eigenen Ich ohne Erlösung wächst — Sinn des Abgeschnittenen und gegen die Schöpfung —, ob es in seiner Vermittlung niederkommt; und was ich hörte, als die Wellen wiederkamen wie eine Säge, und da ich in Schlaf verfiel, wie das Schnarchen eines Spanes, der abgetrennt vom Holze die zitternde Melodie mitmacht, und dies alles durch ein Geschehen, sich in der Mitte aufzuriegeln, das aus der Weite herkommt und doch innerlich geschieht und sich nicht zerteilen kann, eben in diesem, daß sich das Weiteste und das Nächste nicht trennen —, ich war gleichwohl unter meinem näheren Wesen in tiefem Schlafe. Das war das nächste Bett und das nächste Wort einer Wahl, daß du, o Mensch, von deiner Kreatur gewählt wirst, dieser nächste Begriff einer Komparation, wo die Magd des Sinnes ihre Stufen legt, nämlich eines komparativischen Geschehens, das du in deiner Mitte hast. Hier ist das gebundene Schicksal im Sinne des Gleichen, das größere Wachen des Schlafenden, und mit deinem Herzen spielt es wie auf Stufen. Aber darunter schlief das Gefühl der hoffnungslosen Ermattung und ohne die Spannung zu einem Bilde, wo man die Erde wie eine einzige Last auf sich liegen fühlt oder noch mehr wie einen einzigen Nagel dumpf hinabgebohrt. Aber es geschieht alles, damit sich die Kreatur vermehrt und der Traum der Natur kehrt sich dann wider seine eigene Wahrheit, indem er sie aus sich bringt. Und zuletzt ist es der schwere Sinn des Schlafes und sein ganzes Glück, daß man ferner kommt. Dann versteht man die Mittlerin, und auf welche Weise der Sinn das Übergewicht habe. Indem der Traum die Spuren von sich wendet — der Traum der Erde kennt nur den Zustand und seine Versetzung — erkenne die treue und geringe Magd des Sinnes, wenn sie in die Begegnung kommt. Sie dient durch ihre Abwendung, die mächtige Ursache in sich fallend, und wie das Auge gegen das reine Gold. Es herrscht durch das klare Dunkel der Zeit.

 

 

 

Sinn des Goldgrundes

 

1.

 

Das Bild zwischen Himmel und Erde ist wie Regen. Sein Fall ist in einer ruhigen Kantilene der Erinnerung. Durch diesen Hingang im Gleichen — im Gleichen gewinnt es die Spannung, weil ich bin unter seiner fließenden Ruhe — warum steigt die Unruhe herauf? Sie ist gegenwärtig wie eine Uhr und dahinter ist der Schöpfungsgesang abgebrochen. Der Sinn des Trinkenden wendet sich gegen eine Entscheidung.

Wenn wir aber selber den Abbruch herstellen in der Innewerdung, hergestellt durch unseren Hingang, indem wir sie trinken, abgestoßen wie der Schwimmer, der abstößt von seiner Rettung: er trinkt das Meer wie ein Lallen.

Einsam und nackend mit der Erde und durch ihre Bedeckung rufe ich die Taube, die sich hinträgt in ihrem schnellen Fluge und im Schlage ihrer Flügel aufgehoben wandert. Fliegend, indem sie ihren weißen Leib in ihren Schatten schlägt, hat sie diesen Flug, daß sie ihren Flug wie ein Kleid mitnimmt. Wie einen Raub an ihrem Lichte findet man die Armut und wie einen weiten Raum über dem Hause.

Die Aufmerksamkeit kommt herab wie ein kleiner Vogel, schräg herabflatternd, der sich setzen will und keinen Ruhepunkt findet, und so erregt er den Vorgang des Spiegels.

Es ist aber noch etwas anderes mit dem Hunger; wodurch diese Entscheidungslosigkeit und diese Form der Gier einen Bau gibt, die einen Abstand gibt und ein Dasein, wodurch sie die Dinge entfremdet. Das Auge gibt ihnen Entfremdung. Ja der Anblick ist zu ihnen wie ein hungriger Wind; und um so mehr bestehen sie.

Sinn der Stummheit wie ein Zeichen: das Unfaßbare in seiner Abneigung enthält alles; und wie der Bruch des Weines, Stufen in sich gesammelt in seiner Flüssigkeit. In sich selber ist die Entfremdung wie eine Ruhe.

Aber die Dinge stehen bei dem Bilde einer Quelle, kommend aus ihrem Wasser wie durch Taufe und man erkennt diesen Abbruch gegen die Schöpfung. Weggetragen aus dem Sinne zu ihrem Gegensatz, daß sie ihn gegen sich haben wie in einem Raume, ihren Verschluß gegen den Hunger; weggetragen wie zur Behütung, und daß der Bau selber die Entfremdung trage. Und das ist auch der Sinn der Arche. Weggetragen wie zu einer Ruhe führt sie das abgeschnittene Zeichen. Es geht hin vor dem Auge, der Anker der Zeit, der Raum in seiner stillen Spannung. Aber innerhalb sind die lebendigen Tiere.

Als jene aber festsaß auf dem Ararat, kam aus ihrem Dache die unruhige Schwinge des Raben. Zuerst kam diese schwarze und gleiche Vogelbahn; abgestoßen war sie von ihrer aufmerksamen Schwere; und indem ich ihr folge, indem ich nun selbst in meine Entfernung trete — noch ist dies nicht der Hunger und im Gleichen noch kein Wille — steigt die Erde herauf. Von unten kommt sie herauf und auf dem Wasser ist sie wie ein entlassener Bissen. Untergehend kommt sie herauf und ihr Fuß ist wie das Letzte eines Kelches, von dem auch diese Zeit getragen wird. Er erreicht die Abstoßung seiner Schale nicht.

Knauf in seiner Ferne vom Herzen, noch wie kein Laut und schon eine schwere Erde; noch nicht ist es der Hunger. Wie aber, bis die Erde in ihre Schnürung tritt — erst dieses Zugelassene des Kummers; bis der Sinn in seinen Spiegel zurücksinkt — zurückgesunken, daß er den Trunk mit keinem Hauche quält? Bis das Bild des Auges wie ein Wort zu ihm zurückkehrt.

Der Sinn des Trinkenden wendet sich gegen eine Entscheidung. Der Himmel tritt in seine Geschlossenheit über die keimende Erde. Daß doch der Keim eine Blindheit öffne und es ist die Spur einer Narbe; und immer wendet sich der Sinn gegen eine Entscheidung. Die Narbe des Hungers, bis er kommt in ihrer Schönheit, und das Wagnis, das zu viel ist für den Einzelnen, in ihm findet sich die gute Dauer der Erde. Und daß wir der Erde gleichen, haben wir den Hunger und er ist im Sinne des Wassers. Bis alles gesehen wird. Verstehe diese eine und unverständige Paarung.

Wenn die Strömung sich abbrechen könnte und von ihrem Strande! Aber in der Entscheidung ruht immerfort auch die Verbindung. Das ist auch mit dem Stein an dem offenen Orte und die Quelle ist gehalten in dem Netz der Erde. Sie sind eingeteilt von einer verschiedenen Sprache. Beides aber bedeutet den Sinn der Geborgenheit.

Das Ungeborgene aber, daß es offen vor Armut in seinen Zufall tritt, hat die vollkommene Gestalt. In seiner Schau, und wie er dagegen ist, mein Sinn wie in einem Schilde, wird er durch Abwehr gezeichnet.

Unter sich und wie ohne Hergang sind alle Teile geordnet. Nachflüsternd in der Schöpfung, wie der Traum geht und noch gibt er keine Erinnerung, führt der Hauch durch das Eine und durch das Ganze. Noch nicht ist es die Erinnerung und nur wie der Schatten von der Taube über dem Wasser. Wenn aber die Dinge rein sind, wie eingegangen in ihre Reste — noch ist dies kein Gewand, sondern nur selber die Fessel und dagegen die Freiheit — wie beständig sind sie und sichtbar, deren Schweigen nicht einmal vom Worte weiß, in der Schrift des Auges und nichts ist sichtbarer als ihr Dasein und wie Trümmer der Erde. Ein Trug der Schwere bindet die Lichtsäume des Schattens und der Anhalt des Vergänglichen ist das letzte Zeugnis und der letzte Wurf des Lichtes aus seinem Schoße. Aber die Erde ist wie ein Maul ohne Hoffnung.

Denn wir sind gegen die Schöpfung gewendet durch Anbeginn. Verstehe das Wort und es hat ein Rauschen gegen die Kehle — und auch die Dinge kommen um uns in ihre Entfernung. Geborgen durch Spannung warten sie auf den Zugang. Aber nichts ankert in seinem Zustand und so liegen sie uns auf der Zunge. Die kleine Liebe, mit an einem bis ins Fernste heiteren Tage, der den Glanz des Goldes flüsternd mildert — und doch ist alles gesichtet — ist zwar auf dem Wege der großen Liebe. Sie erreicht immer mehr, je weniger sie erreicht. Aber da ist noch die kleine Sichel. Alles ist gesichtet, aber daß man eine kleine Schwere dazu hintrage, das Verstummen des Mundes wie eine Wunde und die Last wie eine weggehobene Schwere. Von unten steigt sie herauf, ihr Anker im Gleichen, und für das Herz in seinem Hauche ist es eine verschlingende Waage. Das ist die Öffnung des Hungers, weil das Weiteste durch das Nächste zurückkehrt und alles zu sich selber. Daß man die kleine Last wegtrage und sie hängt wie an einem Anstoß der Zunge. Aber hier ist der Trinkende nicht mehr mächtig, noch kann ich auch nur sprechen, ohne daß es eine Bestimmung mit sich nimmt. Ich bin ohne Mund in der Bestimmung eines Sinnes, in einer Zertrennung der Sprache, bis sie sich erinnert. Und also wie der Takt einer Uhr eine Narbe der Zeit.

Offen ist der Gegenstand durch das ungeborene Wort; es wechselt hinter dem Scheine und also im Gleichen wächst die stille Brandung des Sinnes, bis er versetzt durch diesen Zustand — das Unsichtbare vor ihm wie ein schweres Bild — und also gegen sich selbst gewendet ihm selber widerfällig wird zu einer verzweifelten Gegenwehr. Ein gebärendes Antlitz durch Trübung, was gibt es von sich hinaus, aber ein Kern in ihm wie Erde und durch die Wiedergabe des Atems, ein Nichts vor Entsinnung und sein Grund darin wie durch eine verschränkte Bewehrung, also gegeneinander wie in zwei Schilden, wie ein Scheinen von zwei Sicheln. Mein Ich in der Zerteilung, aber du, o Bild der Blume! Im Gleichen erhebt sich die Spannung, indem sie sich tötet, wie der Kern erblindet, bis er den Halt findet durch die Blüte und gesehen wird, ohne zu schauen. Aber wie ist es mit der Bestimmung des Menschen, und mit seiner Gestalt und mit dem Hause?

Warum daß es sei wie ein Vorhang und dieser Unterschied von der Blüte ist der Mensch? Seine Zeichen wandern im unverzehrbaren Hunger gegen die Schöpfung. Wachsend durch eine Gegenwehr wird das Brennende des Sinnes ein Drittes, das sich ereignet vor dem Zweiten, die Glühsonne vor dem frühen Hause des Tages, das Dritte in einer Wachheit vor der Schöpfung. Und nun kommt das Haus in die Erinnerung wie durch Verlust, vor der Bereitschaft, die zerstört, wie eine in sich gekehrte Umkehr ihre Ordnung schafft, schaffend durch Ausschluß — und nur so wie das Furchtbare der Zeit, die dennoch kommt, wenn der Ratschluß nicht eintritt. Und man will keine Geborgenheit. Auch die Aussage zerstört, wenn sie keinen Schoß hat; auch ihr Gleiches will mehr als das Zeichen. Warum daß es doch sei wie ein Vorhang, daß die Gestalt der Liebe nicht eintritt und die große Liebe nicht eine Sprache hat nur verschieden wie der Stein und das Wasser. Und die Hinneigung in den Abbruch gegen die Schöpfung ist wichtiger als die Vollendung des Sinnes. Man muß den Hunger vermehren wie durch Ausschluß, — das ausgeschlossene Bett der Erkenntnis — und den Unterschied durch seine ungefaßteren Zeichen.

Damit das Haus blühend werde wie durch Erinnerung. Dieses Ereignis liegt aber vor der Goldtafel und in einem solchen Angesicht.

 

 

2.

 

Daß ich es nicht öfter schreiben will als einmal; denn alles öftere ist auch die Fesselung, die den Stein an seinen Ort bringt und das Wasser wird geblendet. Und zuletzt wird der Sinn hilflos durch Argwohn. Aber so zu eng wie die Schnürung um den Stein und so zu weit für die Quelle ist das Wasser, es ist darunter und darüber, ein nacktes Geschöpf in keiner Fassung. Man wird es bitten um das Gleichnis; aber es besteht in seiner Dauer. Es kehrt zurück in einem gleichen Tone und erkennend durch das Gleiche. Und es ist keine Gestalt zur Empfängnis. Das Bild zwischen Himmel und Erde ist wie Wasser.

Der Geist oder wie das Wehen der Blicke sich in einer Schwinge mitnimmt und der Wind der Augen wie ein Gewand, gibt Freiheit. So ist diese, daß die innerste Grenze nach ihr geht wie der Gewandlose, und nicht anders ist das Herz gefesselt. Alles kehrt wider sich wie auf Stufen, das Vollkommene wie eine Ähnlichkeit, als ob sie ihre Grenzen aufhebe und wie die Stufen des Weines in seiner Erfüllung und der Sinn des Paarigen. Noch schlummert die Erinnerung, aber das Herz ist wie auf Stufen geschüttelt. Der Leib ist die Hoffnung.

Sinn der Grenzen wie ein Meer an seiner oberen Fläche, wie das Lallen des Ertrinkenden und um eben diese Last wird der Sinn verschlungen. Mit ihrem Zeichen kommt sie herauf, die Wirrnis wie eine verborgene Ruhe und wie ein Takt in den Blättern. Das Wasser ist wie aufgesammelte Blätter.

Wir sind aber durch das Haus getrennt von der Erde. Verstehe die alten Bilder, wenn der Mensch in das Haus gehört und nicht in die Schöpfung. Aber welche das Haus nicht haben und nicht diese erkennende Abtrennung im Zeichen, die Unentbundenen aus dem Gewande der Schöpfung und mit ihrem Zufall auf dem unerhobenen Grunde, es ist noch alles wie ohne Inblick und es ist das Gleiche in seinem Gegensatz.

Und also nicht das Wagnis durch das bloße Geschöpf und wie das Jungfräuliche um seine Entfernung, nicht wie die Taube gegen die Armut und alles über dem Hause; und also auch nicht die innerste Bindung, der Leib und sein In-Sich wie Erde und diese nur wie eine Verletzung. Und also nicht das Wirkliche dieser Entscheidung, Entscheidungslosigkeit als der Zustand der Erde und dies der Inhalt des Auges. Wie sie ankert in ihrem Geschöpf, rings ein Schnitt um das Auge und wie ein Schnitt durch das Herz!

Aber alles doch wie um ein holdes Geschöpf; es ist in seiner Zukunft und durch sich selbst wie in einem Abstand und immer doch an seiner Stelle. Es handelt sich aber um den Zustand einer Komparation und um diese in ihrer Ordnung.

Sinn des Hungers wie ein Schein gegen sich fallend, in sich fallend in seinem Bette, der den Zustand herstellt, Schmerz wie von einer leeren Mitte und diese wie durch ein unbenanntes Licht; bis die Erkenntnis gebrochen, ihrer Stufen Teile, gefesselt in ihrer Ordnung und in ihren Kräften durch Ohnmacht geschieden, dies ein Bei-sich-sein wie ein Ratschluß und in gleicher Erblindung, zusammengetreten aber in der Zeit, das ganz Unerfüllte im höchsten Wirken lebt. So ein Schritt wie in sich sind alle Schritte nach außen und ein großer Bau des Hungers, Aberkenntnis vom Abgrund nach oben und auf großen Stufen.

Wie muß Mariens unbewußter Sinn dazu gewesen sein! Eingehalten in dem, was kein Gedächtnis hat, besteht seine Form, Sinn der Pflanze, und wie das Gedächtnis, Sinn des Tieres, im Augenblicke flüchtig wird, wiederkehrend aber wie ein Schmerz des Jubels, so ist seine Bewegung; sein Bau durch ein Gesicht, aber dieses als Gegenform gegen die Schöpfung und toter als alles; wie muß Mariens Sinn damals gewesen sein! Was aber ist das Bild, wenn nicht ein Zustand, der uns richtet, Wort aus seiner Geschaffenheit und ein Werde gegen die Schöpfung. Doch unser Antlitz findet uns durch die Schwere seiner Trübung.

Das Gold ist eine verschlossene Stufe und sein Zufall in sich. Sein Zustand ankert gegen das Wirkliche der Komparation und dadurch kommt diese in ihren Vorgang. Mein Sinn wie eine Sichel und von meinem Hauche, Tun wie durch Worte ein Schatten in seiner Schnürung, als ob es nicht geschehen müsse, und um so mehr muß es geschehen, eine Wunde und sie muß übergehen. So tritt das Geschehen aus seinem Gegensatz und ist im Gleichen. Und also tritt das Bild aus dem Sinne.

Daß es aufgehe gegen den Sinn! Noch nicht ist es der Hunger und jenes was mächtiger ist wider die Hoffnung, ihr Maul in der Erde; Hoffnung wider das Verschlingen, daß ein Leib mächtig werde. Aber was ist das, was heraufkommt wie Erde, der Bissen wie zu einer Forderung, und von der Erde, damit sie schwerer wird und wie eine Stufe: du mußt sie hinabtreten. Oder noch mehr und anders und es ist dieses: ein Leib über dem Leibe und bekannt ist nur der Unterliegende; sein Grund im Hunger, in der Aufhebung wie ein Leib und durch die eingeschlungene Schau ein wachsendes Maß aus dem Grunde; es ist wie eine ewige Waage und ihr Widerhalt im Gleichen ist nur noch ein Name. Der Hunger des Grundes, der Geist auf Stufen, der Sinn überall im Mittel, es ist die Zunge für das ungefundene Wort; aber sie empfängt im Maße des ausgeschlossenen Bettes. Das ist die Erinnerung auf offenen Stufen und jetzt beginnt der Sinn des Hungers. Und auf diese Weise ist die Natur in der Geschichte.

Aber dadurch wird das Wasser wie Welle und wo die Schwere ist, zufließend ihrer Schwäche, eine Lähmung und der Sinn einer Trägheit über alles und wie ein Gesicht gegen seine Ohnmacht niederfallend, die alles aus seiner Teilung hebt. Die Erde aber ist die Schwächung des Wassers. Weil sich die Nähe wie eine Drohung erhebt und in der Lähmung wird der Sinn einbehalten. Der Leib ist im Innersten gebunden.

Auch das Wort durch einen Zustand versetzt und wie ein Reim sich fortsetzend, wie ein gleicher Hauch erscheint das Ganze in seiner Wiederkehr; es kommt mit der Kraft seines Traumes, wie ohne Last und so im Gleichen. Aber zurückweichend das Einzelne, je weniger es zurückweichen kann, wie ein Verlust in dem Raume seiner Wand und eine sinkende Brust und gegen sein Inneres ein Abbruch. Mittellos wird das Mittel zum Grunde.

Gebunden muß das Leibliche in seine Begegnung. Nun verstehe ich das Blühen der Gelenke, es ist durch ein Müssen, ein seliges Zeichen der Erde in ihrem Erblicktsein, und nun kommt die Komparation in ihren Vorgang. Entlassen aus seinem Bilde durch einen Anblick, gemessen durch die Lähmung eines Anblicks wird der Leib gefesselt und ich verstehe den Blick in seine Mitte als seine stärkste Behaltung.

Die Umkehr der Ordnung geschieht im Golde; der Ort der Aufrichtung aber ist wie ein gespaltener Schild, bis in seine innerste Grenze.

Sinnbild des Goldes in seinem Raume: mein Grund wie ein Schild — du trägst ihn durch das Auge, meinen Leib durch das Auge, und seine aufgehobene Schwere ist durch alles gleich gezeichnet; nichts ist dabei gering und keine Ordnung genug als die durch die Fesselung. Hier gibt es kein Zuvorkommen am Orte, aber daß ich in der Zeit nichts mehr habe, wo ich nicht in der Begegnung bin. Wie die Blätter gegen einander abgestoßen den Sinn bewahren, und der Baum hat die Aufrichtung; sie aber ruhen in ihrer drohenden Fülle. Und es ist notwendig, daß der Mensch überall beginnen kann.

Auch die Form ist gebunden wie durch Ausschluß, ihr Anblick von innen und wie von einer Tafel für den Umgang des Auges, und also gegen seine Grenze; ein Zeugnis und sein Einhalt in der Schrift.

Die Ruhe kommt herab, und wo ist nun ihre starke Leiter? Die Erde ist wie ihr immer gewesener und schwerer Fall. Aber das Gold gibt allem Freiheit.

Gericht des Wortes wie ein Selbstgericht in der Öffnung des Hungers, als ob man wählen darf durch Verschlingen; ein Hauch wie Trinken und am Golde; man will ihm widerfallen, aber die Gestalt ist in ihrer Bewegung. Gesicht der Dauer in der Kraft des Zustandes, der Spiegel ist tätig.

Wie viel fehlt, wenn nur ein Weniges fehlt und wo das Wenige nicht dazu gegeben ist; aber reich ist der Mangel von allem und auf ihm ruht die ganze Welt. Das Wenige kommt darin zu seinem Bilde.

Verstehe den Sinn wie eine Mittlerin, wie das Unbefleckte von allem; und daß sie nicht ruht und sie findet ihren eigenen Mangel wie eine Last in der Begegnung; ihren Mangel wie einen Schein um ihr Haupt, daß sie nicht weichen kann und wie den starken Sinn um die Dinge; das Bett des Raumes ausgeschlossen und sein Gleichnis wie Unerfahrung durch ihr Angesicht. Sie empfängt die Geburt in der Fesselung.

Das Gold ist wie ein umgekehrter Hunger; es sättigt durch Ausschluß. Siehe alles nach vorwärts und die große Eile der Bereitung durch große Treue.

Der Grund der schwachen Erde gegen den Goldgrund — und hierin ist das Gold wie ein Leib und selber eine atmende Brust — sinnbildet eine ewige Stufe. Wie sie kommt aus ihrer übergegangenen Wunde. Siehe mein Hauch dagegen wie ein Schatten, aber seine Sichel über der geringen Krume, und also wirkt die Komparation durch ihre Umkehr. Auch Adams Gestalt wurde unterschieden im Hauche; der Inblick wie ein Hauch und seine Erblindung vor dem Ebenbilde gemessen durch Anblick, die Antwort weit wie ein Schrecken durch ein Wort und ihre Umkehr über die Erde.

Mund des Hauptes am geborenen Meere; daß nun der Blick den Ort wegschafft und der Begriff des Ortes wird verschlungen. Nicht wie durch die Taube, sondern weil noch der Rabe zurückweicht und der Grund kann nicht gespeist werden; Vermehrung wie durch Absage und gegen das Kommende durch ein abgründiges Wissen. Selbst das Wenige ist zu viel — es verlangt Mehrung — und der Sinn arbeitet und ist bewegt, um einem Schicksal zu entgehen. Eine tierische Bestimmung in der Brust, gegen den stummen Schild in Mühsal ein Stern, aber sein Raum ist nicht entsiegelt. Der Sinn ist in der ganzen Schwächung des Wassers, aber das Blut am Orte und das Gleichnis will ihm nicht gebären. Die Erinnerung ist dazwischen wie ein weggenommenes Mittel.

Das Gesicht trägt den Stempel seiner Entfesselung wie Sterne; — gleich jenem Sterne seiner blinden Führung über die geborene Erde bis zu ihrem Pole. Rufst du jene Gestalten, die Gestalten der Heimat, Stehende unter dem Portale, nicht um hineinzugehen, sondern mit dem Gesichte nach außen, durch einen Zustand versetzt, weil die Erinnerung ihren Ort trägt; sie aber übertreffen die Ordnung, weil ihr Zufall blüht, ihre Vergangenheit wie Zukunft und das Komparativische der Stufen; und sie rufen die Bedeutung der Geschaffenheit. Das ist nicht in der Schöpfung, ihr Raum hinter ihnen wie versiegelt und wie ein ausgeflossenes Bette, ihr Blick und ihre Schau auf die Gebärende und auf ihr Auge. Es ist wie Drohung in sich selber — die Theoria im Fleische —, wie ein heißer Strahl in sich versenkt. Die Liebe ist wie ein heißes Wasser, wenn seine Klarheit in sich stirbt. Die Gestalten aber, Geschildete in ihren Augen — du mein Auge, o du Gefäß wie ein ausgeschöpfter Schatten! Die kleine Liebe ist aber auf dem Wege der großen Liebe. Und alles geschieht, um die Geschaffenheit zu rufen. Die Gestalten unter dem Tore, Wartende ohne Erwartung, Geteilte zwischen der Brandung gegen das Gold und der Zerstreuung der Lade, und das sind sie selber — dann muß man Dinge ansetzen wie Schmuck, das Größere des Geringeren, um das Geringste der ganzen Kreatur vor den Königen und in der Ferne zu halten. Es ist ein Sinn der Weisheit. Und es ist das Unbenennbare und wie das Größte und es hat durch alles Anteil wie Meer an der Inkrustation; ja und um selber den Schein zu schaffen gegen das brennende Licht wie steingewordene Rufe, daß man vorwärts gekommen sei und nicht in den Trümmern und in der Lautlosigkeit des Restes. Sein Licht ist wie eine Abwerfung.

Aber unser Licht wirft uns ab wie ein Gewand und das Gewand wird dichter. Bis die Fülle kommt und sie ist in der Zeit; sie kommt aus dem Lichte des Steines gegen seine Stufe und aus ihrem Abbruch nach innen, weil wie bei der Pflanze aus der Begegnung alles kommt; denn nicht die Pflanze ist wichtig, sondern ihr Aufenthalt in der Entlassung. Und von dem Tiere wird es wieder verschlungen.

Das aber ist wie eine Uhr und ein Ereignis, wodurch es fliehend bleibt, die Begegnung mit dem Elemente, bis man würdig ist und man kann es ansetzen mit der Zarge. Aber die Mittlerin und daß man die ganze Erde dagegen setzt, sie wird wie in ein Bette gezogen und es ist alles wie ein Raub am Golde. Wie auch eine Zerstörung dem Anblick zuvorkommt; sie gibt der Kreatur ihre Mehrung.

 

 

3.

 

Ich kann es in keiner Form vollenden; denn alles geschieht durch Entfernung. Jedes Dazutun ist eine Wegnahme und alles wie zu einem Raub an dem Lichte und der Inhalt des Auges. Das Bild geschieht durch Erblindung, daß es wie eine Gegenbewegung eintritt: du kommst aus deiner Mitte, plötzlich, wie darf es geschehen! und dann wie kann man den Menschen verschärfen? Daß den Sinn zerstörend du ihm folgst, nicht wissend, welche Geschaffenheit eintritt. Es ist das aber eine schreckliche Ordnung, die Getragenheit aller Teile wie Glieder, und es erscheint wie eine Unvernunft, gehalten aber für die Mittlerin.

Mein Gold wie durch Regen blühend, die frühen Krönlein des Hornstrauchs, die Luft dunkelscheinig und weit sichtbar durch Gewässer, aber alles wartet auf Farbe.

Alles ist schon auf einer Stufe durch die Bestimmung, daß das Menschliche sich wehrt. Es wehrt sich von einer Teilung und ist dabei in seiner Trennung und wie unter einem Tiere, wenn das Haus geöffnet wird, wie unter einem reißenden Tiere. Allein in seiner Gestalt und gleichend durch eine Last wie unter einem Gesichte, wie unter dem Verlust von einem Gesichte entgegen dem Haus hingeworfen, wenn dieses nun mächtig wird, Herkunft der Füße, ist es in seiner Abwendung und auf seinen Rücken hinausgefällt wie unter einem Anblick, wie in seine Freiheit hinausgefällt gegen ein Zeichen durch seinen Widerhalt. Das ist das Ereignis der Erinnerung, diese nach außen gerichtet, köpflings nach der Länge der Erde, sie ist wie ein Maul durch eine Paarung, und ihre steinerne Gestalt ist gerichtet im ganzen zum Abbruch und als die Last an der Schöpfung. Heftiger, je weiter die Wahl aufgeschoben ist, wird der Abschluß gegen seinen Inblick und die Füße sind im Aufbruch des erhobenen Grundes. Dann gibt es nur noch die Nähe und das Paarige erhebt sich zu seiner Erfüllung. Das Gleichnis will mehr als Erde.

Was das Haus enthält, muß nach außen in der Waage stehen. Ich kann es in keiner Form vollenden, aber das Inbild ruft sein Gegenbild zur Verstärkung.

Alle Stufen sind nur eine Stufe, wie ein Sinn des Auges durch Abbruch, und es wird die Wahl, die uns mitnimmt; wie die Eigenschaft von einer Zahl gegen ihre Grenzen; und man erkennt den Raum in seiner stillen Wehr, das kühle Dasein in seiner Spanne und die Sinne wie das Vieh in seinem Stand im Stalle. Siehe das Gleichnis nach innen, es ist die Ausspannung der Tiere und das Gehörnte ist wie sprossendes Gold. Aber das Drehen der Gestirne ist der Rahmen für die schwere Erde. Und auch das Gold wird um so reicher, je mehr andere Dinge getragen sind.

Der Sinn — das Verschlossene kommt aus sich, indem es in sich fällt — ist wie ein Takt und beobachtet die Ordnung. Daß alles seinen Ort findet und durch seine Richtung lebt, indem es seine Schwere zur Entscheidung bringt. Und so wendet sich der Gram der Entfernung wie ein Trost und in seine Abkehr wie eine Fügung, diese Wunde stets zugefügt dem widerstrahlenden Blicke des Sinnes, und wie eine Knotung und so wie der gebundene Zaun über der Erde, wo er steht, ja wie Schultern, bis sie sich einschließt und Empfängnis wartet; aber sie rettet dich nicht. Von überall wird es herkommen, die Sonne am Nachmittag über die Garbenlager, und doch nur der Kern des Brotes, der wieder in die Erde getreten wird. In der Reinheit der dunklen Erde ist die weggelegte Erwartung. Siehe alles in Ruhe durch den Zustand einer Geschaffenheit.

Wenn man sich in einen Sinn verliert, gerät der Blick in ein Bild. Der Blick, der das Gewicht aufhebt, ist wie eine innige Verletzung, Nacktheit über der Erde und in der Spur ihrer Aufrichtung Gestalt. Er selbst, der sich erhebt, ein Übergehen also über die Gebärende, ein wie durch Freiheit sichtbarer Atem der Jungfräulichen, vor ihr Engel und Kinder. Ja dieser Geliebte und seine Glieder wie außer Geliebtsein; er ist glücklich. Mein Gleichnis wie geschaffen durch Erkenntnis, ja Eros in der Spaltung aus dem Alter des Sinnes.

Aber dann ist das Bild der Freiheit wie ohne Paarung, Vielzahl im Winde der Augen und nicht die Sichel über dem Hauche; Vermählung selbst mit dem hungrigen Blitze, aber geschehen ohne das Opfer. Säule und Waffe, sie rufen die Erkenntnis, aber diese ist vor der Mittlerin wie ein vor ihr leerer Spiegel; Allegorie von der Macht der Geschichte. Es bleibt aber die Geschichte wie eine ungelöst stehende Natur.

Maria selber in ihrer Kindheit, als sie war wie Verjüngung zwischen den Säulen, — mein Auge ist wie ein leerer Trinker vor dem Unmaß der Größe. Das Bild aber hat sein vorbestimmtes Maß und seine Größe wird durch das komparativische Sterben getrennter; Opfer der Jungfrau vor dem Engel für das göttliche Versagen. Austausch des ewigen Inbildes und Gott ist in diesem Augenblick wie ein Krümchen Erde; mein Ich wie ein blindes Korn, wie aus dem Auge gefallen, und ich muß sprechen, Worte mein Gewand und ängstlich für das Blinde, wie ein kleiner Vogel am Rande des Rahmens, bis alles atmet.

Und wieder dieser Taumelnde im Gegensatz des Endlichen und Gleichen auf Stufen hinauf und hinab und immer im Anfang, Förderung in ihm selber und durch Abstoßung wie ein Gesetz zur Bindung am Steine und das Wasser ist hilflos; aber sein Blick kommt von innen. Seine Ursache ist wie ein Zeittakt und gegen das Gesetz des Baues, das Ungeschützte und das Lautbare von ihm auszuliefern, ein Sein von ihm auf Stufen, ein Anker der Zeit im Worte und so in keiner Fassung. Und weiter die Erinnerung gegen alle Ursache flutend, Zustand gegen Zustand, geworfenes Bild wie ein Holz in der Flutung und alles in der Gewalt gegen ein stummes Brüten; es soll sich öffnen, und gegen den Schmerz der leeren Mitte, kein Licht und nur das Übervolle. Der Hunger aber ist wie ein Wille, die Mittlerin einzuschieben, die Erde wie eine Technik gegen das Gold, gegen den Thron das Endliche zu einem Anfang und es zu machen gegen den Spiegel. Es ist die erste Tat gegen das Zeichen und daß nun vieles geschieht.

Bis dann das Wort selber zu seiner Ohnmacht kommt wie Erde. Denn auch der Ratschluß und die Abtrennung des Ortes liegt in der Zeit.

Ich hauche in meinen Trunk und quäle den Bissen, Sinn der Erinnerung — und solch ein in sich entlegenes Tun ist es, bis das Wort selber zum Hunger wird am eigenen Bilde. Und so sich zu schwächen um den Zustand, daß er gering wird durch vieles und ein Reichtum für die atmende Armut. Das Warum und die ausgestoßenen Dinge, weil allein das Wort sie trägt, es ist durch ein unwissendes Kind; aber das Gold ist eine göttliche Wunde, damit das Mittel zum Grunde werde.

Sinn der jungfräulichen Mutter, die aktive Kontemplation ruht im Golde.

Mein Himmel im Osten, sein Sinn wie Zerstörung: im aufgebrochenen Grunde hinweggewandt nach dem Ursprung zu stürzen, vor dem Engel her ein Schatten, eine Wolke für das Gesicht, dunkle Blendung der Reife und ihre Form wie eine Kläre durch Entsinnung. Wie die Pflanze und die Sichel ihrer Bewegung, wenn sie zur Ruhe neigt, Ahnung trägt, daß sie sich selber abschneidet, die aber nicht den Kreis des Todes vollendet, sondern sie opfert die Schwere und kehrt zurück zu ihrem Fuße. Das Tier aber abgewendet geht durch alle Dinge. Tag und Öffnung: anders die Flamme, sie geschieht in der starken Kürze einer nur Eines empfangenden Folge; sie spart ihren Ort durch Aufzehrung. Anders der Mensch in der stillen Schwere seines Traumes; er ist wie eine Last heraufgekommen auf das Lager, sein Atem aber über der Erde. Und was geschieht, ist wie Wasser um seine Schläfen.

Der Schrei des Raben und der knisternde Flug der Taube, Hunger um den Sinn der Geborgenheit, bis sie aufgebrochen wird gegen das Wasser und den Sinn des Steines und die Gestalt begehrt an ihre Grenzen. In der Verbindung ruht auch die Entscheidung: das Wort, wogegen es auftrifft, das ausgeworfene Licht um das Fleisch der Erkenntnis, bis es zu sich kommt um die Schwere, die heraufkommt. Aber der Abbruch dauert wie eine starke Stimme: „Beschädigt nicht die Erde noch das Meer noch die Bäume, bis wir bezeichnet haben die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen“.

Das langsame Handeln ist zugelassen auf dem Goldgrunde. Aber immer handelt es sich um die Mittlerin.

Wahl des Elementes, daß du von ihm gewählt wirst, Licht des Herzens kalt und glühend in der Kammer des Goldes. Gewicht des Wortes wie ein Schall von Schritten überall hereinstoßend, was verdrängst du, und der gebrochene Sinn von vielen Räumen wie eine Schnürung in der Kehle, dieses Erstickende der Empfindung vor vielen Ecken, und die Schwere, die sich hereinsenkt, du bist von ihr bestimmt und Ahnung hast du jetzt von keiner Erde. Verstehe aber die Last wie ein Wort, wie ein Echo abnimmt im Wachsen, und überall sind die Teile.

Das furchtbare Geheimnis ist wie eine Stillung und das Wagnis der Entfernung ruht in der Mittlerin. Das Gold ist die Zerstörung des Hauses.

Deine Wege sind wie ein Gewand für meine Nacktheit; wie Erblindung vor dem Morgenhimmel ist die Abwendung, vorwärts in das abgewiesene Licht und mit ihm, wo es milde wird und noch ist bei der nächtlichen Mutter. Von dort her Tröstung wie eine kleine Krume, und wie ein gestorbener Schattenrest ist die Aufhebung der Erinnerung; das Haus noch wie ein mitgetragener Schattenrest von Erde in der Brust, aber zwischen Morgen und Abend eine steigende Wand; und immer durchbrochen. O Herz allein in dieser Schöpfung und wie gerüstet.

 

 

4.

 

Das Bild, wenn es von dem Auge an seinen Ort getragen wird, nun abgeschnitten von seinem Teile und in dem Teile seiner Herkunft, ja zwischen Schöpfung und Geschaffenheit — verstehe aber diese Drittelung, dieses Gute des Ereignisses, und daß die Mittlerin selber im Schmerze ist; sie wurde aber von der Goldtafel beschattet — das Bild wandert heran wie eine Welle zwischen den Augen, durch Licht und Schatten in seine große Nähe so herangreifend, als ob man gezeichnet sei, indem man sich vor einer Drohung selber zeichnet. Aber um das Zeichen allein kann es sich nicht handeln. Ein nahes Opfer in seiner Nichtigkeit auf einer Spur der Herkunft wird der Weg dargebracht, wie der Saum der Welle die Last verkündet, die sich hebt, und der Sinn wendet sich immer schwerer an die Leiblichkeit. Verstehe dieses Zuvorkommen durch das Zurückweichende nach vorwärts und das Geringere wird dargebracht. Die Last wird wie das Geringere und hierin alle Holdheit der Erde. Siehe nun den Sinn der Mittlerin, ihre Begehrung durch Widerfallen in sich, wie sich die Teilung im Gleichnis erhebt, und der Sinn des Weibes wie eine Welle. Es ist das Opfer des Bildes, bis es zu sich kommt. Die Seligen, die ihren Leib bringen konnten ohne die Dinge, sind wie das reine Netz der Zeit, zu keinem Fange nötig, oder wie reine Narben. Jene aber, die nicht ist zur Empfängnis und ihre Schau kann nicht empfangen werden, aber, Netz mit seinem Fange geknotet, ihr ist gegeben und sie ist fruchtbar.

Auf dem Wasser und im Sinne sind alle Dinge verbunden und um so mehr getrennt. Der Goldgrund der Mittlerin ist wie ein Spiegel die äußerste Bindung und Trennung.

Der kleine Vogel Aufmerksamkeit, schräg herabflatternd wie vielfaches Flügelschlagen und Anstoß hart an der Kante, die kleine Liebe und das starke und große Gold, und nun die Kreatur, die nicht verschlungen wird! Das Höchste aber ist am meisten in den Zufall gesetzt und das Zufälligste ist das Schwerste. Damit das Meer unterliegend aufersteht, hergestellt durch seinen Rahmen, gleich einem inneren Leib und einer Schwäche, die nicht tiefer fallen kann, und sie besteht in dem Netze ihrer schauenden Ohnmacht. Das Vor-Sich-haben wie einen Punkt, der wärmt, gegen das Gleiche und den Hingang im Gleichen und durch die Dinge — sie haben nur ihr gleiches Inneres und stehen hinter ihrer Grenze, gerichtet ohne sich zu ändern; ihr Angesicht wie zum Abbruch und zwischen ihnen du im Vorgang; aber nun zur Seite gewendet, weil die Magd eintritt, und taumelnd nach Norden; das Unabwendbare geschieht gegen das Höchste, bis seine Schnürung eintritt.

Aber über dem Rande muß leise gesprochen werden und über dem Weine in seiner lieblichen Ohnmacht. Verstehe das Bedürfnis für die Unterworfenheit wie eine zitternde Kreatur. Die Welle fällt heran an die Erde.

Nicht daß der Sinn gliedert, sondern er kommt nahe, bis er gegliedert wird; und der Sinn der Paarung ist die Aufhebung. Die Blume wird abgeschnitten und ihre Schwere ist oben; Knotung, bis das Wort wie ein Bild zurückkehrt, Geborgenheit wie zu einer Erstickung und der Kelch der Blüte ist wie zu einer Ausstoßung; Erinnerung über dem immerwährenden Gleichnis. So wird der Hauch von seinem Bilde gewählt und der Auferstandene durch seine Brust. — Aber im Sommer geschieht dann die Verschränkung wie ein Schmerz, weil alles Zeichen wieder allein stehen will. Dies ist die Geschichte von dem Sommerschmerz und von dem Schmerz des gestandenen Hauses. Von der Armut und wieder das Gleichnis von dem Raben und der Taube.

Mächtiger als die Erkenntnis des Zeichens ist der Hunger und dieser innerliche Zug wie ein Schlucken und wie die von sich verschlungene Öffnung, Abgrund des Weges.

Aber die Magd, als wollte sie sich von ihrer Last befreien, von der nackten Erfüllung, und diese kam herauf, die Schöpfung wie Gebirge und griff um sie wie scharfe Grate, da ging sie in den Tälern ihrer Geborgenheit, die sie ausschlossen, und in den unantastbaren Graten, in ihrer Jugendkraft und vor dem Hause hier die Verzehrte blühend — das Blühende sich verzehrend ist ihr mächtiger Schatten gegen das ausgeworfene Licht — sah sie das Blühen der Alternden und die neue Kraft ihrer Haare und war getröstet wie durch Verletzung, daß sie von allem verlassen, weil alles in seiner Ferne um sie war, ausbrach in ihr Magnifikat.

Aber Zacharias der Priester mußte schweigen, bis die Begegnung geschehen war.

Durch Betrübnis und Verwirrung die holde Gestalt, das Einmalige in der Ausbreitung seines Jubels und gegen den Traum, ja wie durch Bedrängnis mit vielem Gewande, wie die Taube sich entkleidend im Fluge ihr Kleid mitnimmt, wie Licht durch Schatten in sich aufgehoben wird die Erinnerung und ein Rauschen von vielem, während sie enteilt. Ganz in ihr verzehrtes Bild entwichen, in allem Dagegengeworfensein wie Meer eine Herrin in sich und überwältigt in ihrer Freiheit, ist ihre Eigenschaft wie eine Zahl jetzt einmal, Höhe und Tiefe, aber alles ohne Schwere, durch keine Abgemessenheit von außen — wie noch der suchende Rabe; Höhe und Tiefe, Tal und Grat des Gebirges nur wie Brechung durch einen Spiegel und wirklich durch ein Herz, ihr Laut des Jubels und sein Schweigen, der Abstand des Himmels wie eine schwere Ferne im Golde, die freie Taube, und alles Bild wie nur ein Bild und so aufgehoben, und nur noch ein Atem in seiner Schnürung.

Und darunter das neue Herz.

Aber zurückgehend wie ihr Fuß ging, daß nun die Spur den Grund aufgräbt, den Hunger des Grundes, und das Einmalige eine neue Schwäche bauend in seinem Grunde die Erde öffnet, — sonst wäre es nicht einmal und aufgehoben wie eine Last und das Erlöste drängt wie unerlöst nach der Erde —; nun ist es die Erfüllung des Grundes, die Eigenschaft wie eine Unzahl, die Narbe, das Ungehaltene und alles Vergangene wie eine verlangende Kraft, aber durch das göttliche Verlangen eine gerade Straße. Es ist die Geschichte im Hunger der Natur. Nun aber auch wieder der Rabe, er wurde zuerst ausgeschickt über die Flut der Schöpfung.

Wie Flucht vor einer Schwere und die noch eitel ist, daß das Gleichnis wieder in sich fallen will, sind meine Worte einzeln gegen den Bau. Dies schwere Trinken gegen die Trägheit; Sinn der Trübung und von der Betrübnis und warum sie notwendig ist, — mein Wort ist einzeln und um ein Holdes im Abstand. Es war aber ihr Hauch für die Erde in ihrem Verzagen. Man kann nicht zu Ende sprechen vor dem Goldgrunde.

Das Wort in seiner Trübung ist statt der Gestalt zur Empfängnis; und hier geht der Weg in seine Umkehr für das, was die Erde besitzt, eine Krume für das gemeinsame Verzagen; es ist ein Sinn der Liebe. Selbst das Gras ist wie Brokat durch den Grund gewirkt. Aber das Sichtbare wird aufgehoben durch sein eigenes Gesicht und die Geschichte ist das Gebundene.

Das Zeichen, die Trennung und die Bindung aufzuheben und zu Sprechen durch die Dinge der Erde; die Kreatur zu finden, das Glück und die Arbeit des Sklaven und des Knechtes; so wird seine eigene Kreatur gewandelt, die Länge des Weges gegen den Fertigmacher, um so weniger Gestalt, desto mehr gesehen und frei. Eros im Steine, daß nämlich alles durch sich selbst erfahren und in sich gewandelt sein muß und daß es vor Ohnmacht in seinem Hintergrunde allein steht. Aber nichts dann und alles durch die Mittlerin; sie sucht es mit Augen. Und dann das Kind wie Fleisch auf dem Wasser, die ungetragene Schwere in Tränen, das Selige und das Unbehilfliche des Nackten.

Wieder dieser Stürmende auf Eins, Trägheit wie eine Leidenschaft und die schwere Schau im Golde, vor dem großen Golde das Vorgeworfensein in der Abneigung der Tiere, Sklave und alles ihm anders gegeben und nicht in der Gegenüberstellung und nie in der Gestalt des Einen; und die Betrübnis ist im Golde wie Hörner gerichtet über dem abgewandten Sterne der Augen, die Schwäche in ihrer Spaltung wie eine Mitte und alles im Gleichen und gegen das ganze Blut der Wind der Erde; Tantalus in der Vermehrung der Dinge durch ihren Anblick und wie der Morgen und der Abend am Meere. Aber die Taube über dem Wasser, und das Unbegreifliche der Dauer in seinem Abstand.

Ich kann es in keiner Form vollenden. Der Sklave, der die Erblindung macht und selber in seiner Kreatur erblindend endlich, der den Schein vernichtet und die ganze Erde dazwischen stellt, das ist der Herr. Und so ergriffen in seinem Inbegriff wird das Kind der großen Liebe. Es ist alles um das Kind geschlagen wie ein Gewand und dazwischen die nackte Kreatur, nur möglich durch den Thron der Herrschaft und die Mittlerin.

Das Bild wartet. Schwer ist die Blume anzusetzen, die Gestalt wie eine Blume, das Holde selbst, abgeschnitten, daß es im Gleichnis wurzelt wie in einem Auge, überfallend vom Antlitz des Himmels gegen die Erde und so wider ihre Schöpfung. Es sieht das Gleichnis, das Bild und die Geschaffenheit nach der Schöpfung. Das ist wie Abneigung und ihre schwere Flucht, — siehe eine Trauer im Gleichnis, man wählt es aber für das Holde — eine Trauer in diesem letzten Spiegel Gottes vor sich. Das Einmalige ist nun wie ein Spiegel, der empfängt.

Ich kann es in keiner Form vollenden: Leben eine Folge über dem Sinn wie ein Wasser in seiner Bedrängnis; und darum seine Ruhe und das Gewand der Erinnerung. Denn auch seine Kreatur ist noch ein Geschehen in dem Gesichte der Begegnung; und Ruhe überall und die Sprosse der Hörner.

Der Sinn des Bildes kommt wie Ertötung. Er kommt gegen seine Stirn und eine Lautheit ist dabei wie ein Flüstern: Nimm Abstand durch alles!

 

 

 

Der Stein

 

„Nimm Abstand durch alles“, sagte das innere Wesen wie auf einer Stufe. Ich konnte aber nicht weichen. Es war das Wort des Traumes und des Erwachens, das im Traume weiterging. Ich lag auf dem Wasser und hatte auf mir die Erde; aber so wie ich heraufkam, ertauchend aus dem tieferen Schlafe wie auf eine Stufe und so auch in mein Inneres gesetzt, wie eine Welle zurückfließt, aber das Innere war von Erde, leer und wie über Tränen, und als eine Welle neuerdings vom Horizont im Anstieg war, schon nahe und gegen die obere Brust gedrückt, wo der Sitz des letzten und nur noch leichten Atmens ist, das nun am schwersten wurde und in seiner Schwere wie aufmerksam und ohne Erseufzen, aber die Augen waren wie ausgegossen und vor dieser nahen Gegenwart war der Horizont verloren — in diesem Raume hat die Taube keinen Platz mehr ihres Bildes oder nur so, daß sie an den Brunnen kommt und er ist hart in seiner Schale und wie ausgetrunken durch Dunkel. So will ich mich in dieses Dunkel einschlagen, als ob ich es gesagt hätte, wechselte die Empfindung mit mir und war wie die eines ohnmächtigen Viehes. Ich war also nach innen und außen geteilt, Tantalus oder die Kreatur im Widerfall mit ihrer Ohnmacht den Anblick stärkend, in dem Munde der Abgeworfenheit ihren Ort festigend. Und was ist das Bild, wenn nicht ein Zustand, durch den wir gerichtet sind, und davon ein Inblick in uns wie Hörner gegen die Freiheit. Das Bild zwischen Himmel und Erde aber war wie Regen in einer sonderbaren Frühe, wie der Schimmer vor der Änderung und ähnlich wie Hörner zurückgehend über die kleine Insel. So Zustand gegen Zustand gerückt war es, wenn ich so sagen will, wie im Zeichen der Zwillinge und die Insel hatte Bestand zu mir wie durch Abwesenheit.

Es geschieht durch das Unbewegliche eines Bildes, daß es stirbt. Aber „wie lange“ sagte ich und fortfahrend in meiner Brust nach der Dauer des örtlichen Aussterbens zu fragen, bis es in sein Bild käme, so durch das Unbewegte sterblicher, sagte ich aber: „Man muß Natur in das Verderben einfügen, dann erbarmt sich Gott um der Natur willen.“ Als ob die Erbarmung Hoffnung gebe durch das geradezu und ganz Enthoffte, weil es unbewußt ist. Es hat aber die zeitlichen Abstände in der Prägung des Lebendigen. Und wie kleine Wellen so erhoben über dem Sinn war mein Wort über dem Bauch der Verwünschung. Jedoch jetzt wieder und sofort wie in einem Bilde gegen dieses mein Wort von der Natur ebenfalls darin eingegraben sinnend, eine Kreatur, die nicht inkorporieren kann, daß sie so zusammengelegt ist mit einem anderen Wesen wie in einem Bette, dunkel in ihrem Verlangen, durch Erblicktsein aber wie in ihr eigenes Gefälle gestürzt und dadurch selbst gegen dieses ihr Wort von der Natur gerichtet mit Abneigung, diese Sinnende wie über einem Ratschlusse, was ist das, was von den Dingen kommt, warum der Hauch das Gold trübt, wiederkehrend aber wie ein scharfer Wind gegen die Augen, was ist das, wenn es, dieses Alleinige, in seiner Verurteilung durch den Neid hervorbricht, daß meine Augen also ruhen auf meinem Hauche, Tränen, aber noch sind sie getrieben von außen. Als ob es eine Scheidung würde zwischen Bild und Perle, das Bild erblindet und die Perle wie sehend. Daß es aber ein Rest der Erde sein sollte, um so vollkommener, weil unsichtbar auf die Brust gelegt! Was ist das, was auf der Brust liegt, daß dies eine Schwäche ist, vor der ich atme, aber ein hartes Erbarmen, nahe und wie ein Stein und eine Drohung durch Adam, nämlich wie ein Gesicht unsichtbar und doch wie ausgereckt, eine Form des Maßes. Und es war mir merkwürdig — aber vor dem Golde und vor diesem blinden Gesichte gibt es keine Regel als dieses Erbarmen des Gleichnisses — daß die Brechung des Sinnes ihn selber verstärkt. Selbst diese Starre, eine Ohnmacht zu den Dingen, daß sie im Aufbruch wie in Toren oder, was darin ist, wie Rümpfe stehen, die ich wie fühlend suche, und daß dies eine Vorbereitung sein sollte, was eine Abwesenheit wurde, bis die Gestalt gesehen wird — all dies ist der Kampf vieler Gestalten gegen die Eine, aber dazwischen die Trennung; das Zeugnis im starren Sinne und das Erzeugte ist von Stein. Der Stein ist das Bett der Trennung.

Alles aber ist ein Opfer an die Theoria und dadurch ein In-Rückstand-geraten, so dieses Aussterben, die Welle geformt im Widerfall am Steine, und daß das Verlorene das Eigentliche ist, das Ungesehene und Abgewandte, das den Plan bedeutet. Aber nicht wie „Erde, Platz der Erbarmung“, sondern: „So sind wir durch das Ungerettete gerettet“, war ich bereit zu sagen, und es war wie ein Schreck und über mir wie eine Umkehr.

„Nimm deine Arme zusammen“, sagte aber laut die Stimme der Anwesenden, und während ich diese beiden Arme, wo sie ausgestreckt waren, unter der Erde nicht befreien konnte, und ich mir das Haupt zurückbog — es lag tiefer im Wasser — sah ich deutlich die steinerne Gestalt, aufgeworfen und gehalten aus dem Schoße der Starre wie selber die liebliche Welle, und gegen mich auf der Brust. Denn so kommt der Punkt der Fassung und ist im Augenblicke unfaßbar und am weitesten umgeben, das Wasser und darüber die bewegte Welle, der schlafende Sinn und die Schnürung, ja wie Singen unter einer Drohung und noch mehr ein singendes Sein im Schlafe: Adam als er ausgereckt wurde durch den Hauch wie ein Gesicht. Aber wie durch eine plötzliche Eile und mit dem Anschlag eines Zeitpunktes, um Erde zu rufen — so war ich wie Atem mit ihr geteilt, ich hatte aber die Gestalt auf der Herzgrube — als sie wieder, ohne mein Entsprechen zu lockern oder daß ich ihr einen Willen entgegenschicken konnte, sagte: „Nimm deine Arme zusammen“, sah ich, daß sie keine Arme hatte. An den Schultern, näher über dem Paar der Brüste, das gleichmäßig übereinander in ihrer Lage war und wo die Arme, die herausgebrochen waren, nur ihre Ringe gegenwärtig behalten hatten, war sie also wie gefesselt. Aber die Beine, die mir zur Seite nach dem Ufer rechts hingingen, waren verschränkt und so lieblich geschlossen, wie von ihnen ihr Körper, ja wie durch den Hunger einer Welle in seine Bewegung gebracht war, die blieb; mir am nächsten wie ein steinerner Anhauch ihr Gesicht, aber ihr Haupt in ihrer Quere zurückgebogen und ihre Haare wie steinerne Furchen oder Striemen wie entsinnt und ungerettet von ihr bis in die Erde. Sie schienen nach der Erde hingekämmt, und als ob sie ihren Kopf darum zurückgebogen und fast von der Wange aufgerichtet hätte, sah ich ihren Hals wie etwas schwer Sprechendes, aber kaum die Rinne ihres Mundes, um so mehr dafür die Augen, die mich nicht anblickten, sowohl auf- als zugeschlagen wie kugelige Lider. Das Gesicht wie im Schmerze schien glücklich durch eine verschwiegene Ausfüllung. Diese Last, obzwar getragen mit ihrem wenigen Aufbäumen, schien sich nicht bemerklich zu machen, weil sie in ihrer Waage zwischen Wasser und Erde auf mir, als ob sie ihren Inbegriff aufhebe, den Schmerz durch Hebung aufrichtete, so daß er sich beständig verlor oder gleichsam im Gesichte zurückschlief; etwa so wie an warmen Tagen im Sommer ein Wind sich erhebt, dessen Bewegung man da und dort erblickt und der mit einem hungrigen Tone wie in einer Furche gegen den Himmel schreitet. Daß in solcher Weise der Sommer auf die Erde eine Ankunft bringt, womit sie sich vermehren will wie mit einer Last durch Aufbäumen, und auf diese Weise, durch einen Kampf, in welchem sie zu ihrer Last durch Verlorenheit kommt, ist ihre Fruchtbarkeit im Gange.

Als ich dachte, welches ihr Sinn war, als sie sagte: „Nimm deine Arme zusammen“, — ich sah sie aber so nahe wie ungeboren und wie eine Geburt aus dem Auge, die man vor Nähe größer sieht, je mehr sie ihre Deutlichkeit ausreckend uns die Sinne nimmt; — so zwingt uns Nähe wie Inbrunst, daß wir die Weite erblicken, und um so mehr sind wir von uns frei, je weniger wir hierin von uns frei werden; aber es muß etwas wie Erbarmen uns die Sinne nehmen, — da sagte sie: „Der Knecht hat es deutlich, aber es ist ihm nicht geneigt; aber das Kind hat es immer und versteht nicht die Schnürung“. Ich sagte darauf: „Es ist zu viel Wasser“. Ich dachte aber an das Ungerettete, weil es gleichsam vor seiner letzten Gestalt flieht und diese um so mehr verstärkt, ja daß wir blicken wollen, geradezu um nicht mehr blicken zu können; aber daß dies alles in uns fällt. Da sagte sie mit einem Lächeln, wie wenn die Blüten weiß werdend sich ins Absterben wenden, das Schwarze des Baumes strebt heraus, aber die Blätter halten ihn zurück, da sagte sie: „Man muß es erst in Bilder übersetzen; die Frucht hat keinen Kelch“. Daß also dem Opfer des Sinnes die Ehre des Mittels genommen wird; dies war wie ein Tropfen Blut, nämlich sie sagte noch: „Als der Engel vor jener war, konnte sie sich nicht abwenden; ihr Sinn erschrak, aber ihr Herz wie der Vogel, der auf dem schwankenden Zweige einsitzt, — er kämpft im Widerspiel mit dem Wachstum; aber man sieht nicht den Griff, sondern nur den angestoßenen Zweig und den kleinen ruhigen Körper, — ihr Herz wurde wie ein Schmuck in der Entfernung gehalten."

Ich dachte nun mit meinem ganzen Bewußtsein: das ist der Traum der Natur, er greift nach dem Herzen. Laut aber sagte ich: „Das Thema der Kreatur ist so unerschöpflich, wie es widersinnig und wundersam durch Schöpfung bedingt wird. Das Opfer des Sinnes in seiner Teilung mit den Dingen, ein Herz wie Dinge, eben dadurch gerät es in Fluß und vermehrt sich durch seine Neige, es begehrt fort wie Blut im Wasser. Zur Sommerszeit aber gehört es, daß sich das Mark setzt; der Keim des Brotes ist in vielen Blicken gewesen und nun sind sie erblindet.“ Darauf, zuerst nach einer kleinen Stille, die dem Zurückweichen von Wasser vor Ufern glich, weil es mehr im Gesicht als im Gehör geschieht, während es vorher mit Lautheit zur Ankunft getrieben hatte, wurde ihre Sprache für sich wie ein Trällern oder wie eine Windbewegung mit ihren Worten, welche sagte:

 

„Wie wachend es liege, wie lange es hält
das Herz in der Wiege,
es atmet durch Gitter
zwischen rosa Wölkchen ein blaues Zelt.

 

Mit Blicken der Säulen nur immer verweilen,
ihr Keimen geteilt,
im Aufgang gelockert,
ein Gitter von Glocken,
stirb Sterben, gib Leben die Halme sich teilen."

 

Ich sah aber ihre steinerne Gestalt durch ihre fest verschränkte und geschlossene Bewegung furchtbar steinern, das heißt wie ausgeboten im Steine und dagegen wieder wie in ein hartes Erbarmen gehüllt, und was so der Pracht der Entfernung, wo sie wie ein lieblicher Takt gewesen wäre, vorgeboten war durch ihre schwere Nähe und was man vorbieten müsse zur Gestalt an Blindheit wie eine Opferung von Ehre, um die Erkenntnis zu fesseln, und daß dem geringsten Dasein am meisten vorgeboten sein muß, dem Dasein ohne Erblickung und wie ungeboren; also wie das bloße Wort und dies wie ein In-Fluß-geraten und um so mehr zu einem Accidens der Gestalt und Rettung also wie durch Ungerettet. Und ich sagte nur: „Schwester Plan.“ Ich konnte aber die Arme nicht erheben und jetzt, als ich es sagte, um so weniger. Sie sagte aber in ihrer gleichen Unbewegtheit, nur daß die Richtung dadurch verstärkt wurde: „Die Blumen haben ihre Bewegung zwischen Morgen und Abend. Ich liege am Rande zu seiner Antwort“. „Wie lange“, wollte ich sagen, aber ich fühlte das Wort wie eine Frucht ohne Sinn, bloß Kern der Klarheit in einem aufgebrochenen Raum, Rümpfe im Leeren, alles Verschlossene wie Trägheit zum Aufbruch, aber Leben wie Eile zu seiner Grenze. Oder so ist auch der Schatten im Sommer unter dem starken Baume, nicht der auf der Erde, welcher die Schwärze hat, sondern der in dem dunklen Zwischenraum, wo nichts empfangen wird; er ist wie der Sinn der Augen, die Früchte fallen herab, aber der unbewegte rückt nicht und ist dann unberührbar vergangen. Er hat uns keine Einholung. So war es mit dem Gesichte, das in gegenwärtiger Einsamkeit vor mir lag. Und von Eile getrieben, durch mich selber ihm entgegengebracht, waren folgendes meine Worte:

 

Der ich dich nicht mehr kenne, so dich liebe,
was schlug mein Sinnen so, bis es mich triebe
durch solch Vertrauen, daß ich dir, o Fraue,
nicht mehr mit Sinnen und nur ganz vertraue, —

 

und dies Geschick, mehr kann ich nicht verdienen,
nur schauen und, ein Spiegel meine Mienen,
dir durch dich folgen, so du in mir Herz,
was bleibt mir noch, Geschöpf ich allerwärts?

 

Was bleibt mir, kommt Geschick mir durch Verlust,
weil diese Faser mir durch mich gemußt?

 

Von so viel Binden keine, die mehr bindet,
nun wird es Blut, wovon das Wasser blindet.

 

Und in diesen gleichen Umständen mußte ich weiter sprechen, wie durch ein Fenster ins Innere, und so wird es eine fremde Stimme, während sich das Gemüt beschlägt, zu sich selber, und es ging durch das Mark der Besinnung wie ein Bäumchen durchs Auge. Eine solche Art von Erkenntnis oder Furcht, während sie durch den Gedanken festwurzelt, solange er in der bewegten Form ist, hat ihre wachsende Glut gegen das anfängliche Licht wie der Morgen, bevor die unbewegte Eigenheit der Dinge zu sich gebracht ist. „Nicht allein aber jene“, nämlich die Dinge, sondern nun ist auch diese selbe, nämlich die Erkenntnis, getrennt von jeder Äußerung ihres Erlangens, nämlich der Dinge, sobald es nun in ihnen bildhaft ist, dieser selbe also Erkennende in jeder Zelle gefangen und wie vom ersten Sinne eingeschrieben nun noch nachgeboren in der wie kranken Glut der Ereignung; und er ist nun noch mehr, der durch sie und alles weniger ist. Er kommt in die nachgeborene Furcht alles Wirklichen. Und durch dieses rückschlagende Gefühl, während es sich schnell verkehrte, kamen die weiteren Worte:

 

Durch diese Faser, nun ich sie berühre,
was blickt Geschöpf mich an und bleiche Schar
hält hinter meinem Rücken, ob ich schüre,
Furcht wird aus mir wie Röte offenbar, —

 

ja Furcht, und ob ich diese gern vergesse,
mit Sinnen auf mich Sinnen bauen will,
ist wie ein Blumenkopf in heißer Esse,
den Kindern ist die Sonne glücklich still.

 

Der Plan, ob ich ihn schüre, Sinn im Schnitt,
wie kennt die Schöpferin des Gottes Schritt!

 

Die bleiche Blume blieb im Mond gefangen,
wie muß die Furcht jetzt nach der Sonne langen!

 

Und doch ein Sinn, dem ich wie außen friere,
erhebe dich, getauftes Spiel der Zeit;
daß ich wie Ort Gewand an mir verliere,
geht Wasser mit mir über wie ein Kleid;

 

Gewand wie Wasser, dem die Stufe brach —,
es will mit Trotz in mein Geschick verkehren
und engt den Raum und fließt der Perle nach,
du Silbersichel überm Stand der Ähren!

 

Was will dem Blute dieses Morgenfest?
Wie eine Rüstung ist der Leib gepreßt!

 

Dem Herzen ist vor solchem Aufbruch bange
und doch ist Erde wie ein Saal im Gange.

 

Vor dem Morgenhimmel, wenn er gegen den Tag noch nichts anderes hat als die scharfe Feststellung seines Randes gegen die Nacht, gibt es eine klare Dunkelheit der Körper. Sie sind dann durchaus hergewandt, man befindet sich aber fremd vor ihnen. So war es jetzt auch mit dem Gesicht vor mir, als ob es nur noch in der Erinnerung wäre, aber es war um so gegenwärtiger in seinem ruhigen Zustand. Da bemerkte ich jetzt aber unerwartet eine eiserne Klammer in ihrer Hüfte nach der Brust hin, wie Mauerklammern sind, wo aber keine Naht oder eine Trennung war an ihrem Leibe, und daß oben unter dem Schatten von ihrer linken Brust an der Seite herwärts, gerade in dieser Schwäche ihres Körpers eine Vertiefung war wie ein Wasserschälchen, der Stein war herausgebrochen, aber das Eisen, das heraufging, stak darin und ging noch tiefer. „So wird die Gabe durch Wegnahme lebendig“, sagte ich, „und das Wesende durch Verletzung wahrer“. Und alles ging durcheinander wie ein Trank der Erinnerung. Aber da sagte nun ihr Mund: „Man beschaut die Gabe nicht vor der Kraft des Gebers; vor dem Starken ist es lauter Wegnahme. Siehe mein Sinn wie ein Vogel im Bade und es ist der eigentliche Sinn von Überfluß“. Ich konnte aber den Blick nicht von dem kleinen Schalenrunde wenden, das dunkel war um das Rötliche vom Roste des Eisens, und die Himmelskugel hing dazu wie eine Perle in meinen gleichen Blicken. Fernste Dinge, die sich berühren, haben ihr Wesen verloren; es geschieht wie Zerstörung, wie ein Finger die Perle bewegt, die ihre glänzende Bahn nicht ändert vor allen Dingen; sie stehen ungesehen, ihre Wache um einen Leib der Beglänzung; im Sinne berührt sich wieder ihr unerfahrenes Bild, als ob alles nur Erinnerung sei und nichts gewesen; aber ein Spiegel des Vaters in der Jungfrau. Aber ich sah wieder auf den Mund des steinernen Bildes, und als ob das nun folgen müßte, war das Sagen eine stummere Rede. Denn als die Stimme sagte: „Nehmen ist eine Hingabe; das Wort, — Worte wie lebendige Glieder — das Wort ist die Erhaltung des Bildes. Abnehmen im Hauche zum Wachsen im Verlangen...“ und während ich dazwischen fragte: „aber was bleibt dazwischen und es hat keine Arme?“ fuhr ihre Antwort fort im Gleichen: „Kraft entzündet sich an Kraft; aber der Sinn an jedem Ding. Was ist da mehr und ein Kelch ist im Nachgang?“ Aber da, während nichts sich bewegte, lief es ihr über das Gesicht, und indem sie, schon in den ziehenden Schimmer ihres Antlitzes hineingeschwiegen, noch weiter sagte: „Daß das Wasser um mich singend ich für alle immer am höchsten frei! Es wandert durch Dauer im Gleichen, Sinn des Gleichnisses: ich bin am höchsten ungeboren. Aber das Herz in der Kelter und die Kelterscheibe wie ein Leib, Worte wie Blut und das Blühen der Gelenke, und ein Sinn wie Abneigung im Nachgang, der es einfaßt, sein Haupt im Spiegel des Kelches und der Blick wie Hunger gegen die Mahlzeit, mein Höchstes wird noch überboten durch diese Abschneidung und ist daran wie eine Träne. Opfer des Mittels, wovon es entsteht, und davon trinkt das Gleichnis. Die Geschichte ist eine abgeschnittene Perle, jetzt treten die Dinge in die Sonne."

Ich sah sie mit dem weiten Himmel über dem Vordergrunde wie an den Haaren in die Erde gezogen, Hauch im Hunger und mit nichts mehr verglichen, Ehre ohne Mittel. Und die Erinnerung trug, was nicht bestand, durch das Bestehende. Ein Flug der Tauben schwang sich wie ein Vorhang vor dem Anblick der Insel, es war ein Aufheben der Nähe weit unter Bäumen, die einzeln standen, und von dem Ufer schlüpfte zwischen Steinen eine einzelne Taube zum niederen Wasser. Wie um aus Gott herauszuwachsen, wächst alles hinein in die Teile Gottes, Sinn alles Gegenspiels in seiner frohen und stillen Ereignung. Und so auch das Dunkle und das Helle; jedes im Erstling war noch keines vom Lichte gegen das andere beladen. Die Luft war starr vor ihrer Morgenbewegung, sie stand wie ein Regen über den Kieseln, wo der Grund in stiller Helle war, und war unbewegt über dem Grase, wo es mit den Büschen nicht zusammenging. Es war eine waldige Heide, den Nachtgestirnen entwachsen. Auch kein Dunkel war mehr lauernd, sondern weil es von den Stämmen und Stämmchen bestimmt wurde, hatte aller Anblick seine aufrechte Bahn; aber die Zweige, wie sie von der Sommerlast ihre gleiche Schwingung hatten, schlugen ihn mit gleicher Paarung nieder und er war ungebunden wie in einem Kreise. So vom Himmel getrennt, dessen Kühle noch das Wolkige nicht gebar, aber schon im Ziehen war, ging ein hochgewachsener und nackter Knabe in den unteren Räumen und schaute nach den Steintrümmern der Erde. Er befand sich zwischen ihnen, die um ihn ausgelegt waren, und wo das Licht durch Abschein zunahm, war es wie ein freies Maß gegen die Geburt des Morgenzustandes und wie die gramlose Gestalt eines Spiegels, weil mit weniger Bewußtsein, das sie von sich bringt, etwas Gezücktes kommt und eine Bewegung von gebundenem Überfluß. Mit doppelter Behaltung bildet sich die Freiheit, das Dasein ist in der Gefangenschaft der Blicke ein um so größeres Gefangensein im ausgelegten Bilde, es ist gleich einer Kraft der Mitte durch alles abgehoben und wie Freiheit der Glieder. Aber an einer Auferstehung hängt der Raum der sommerlichen Erde. Der Knabe indes, der eine Flöte trug, ging noch zwischen den liegenden Steinen, als eine langsame Stimme ihn zum Verweilen brachte. Er blieb abgewandt stehen und das Bild der Erde schien mit ihm im ganzen beharrlich. Von links her aber, wo wie Kulissen des Nachtbildes ausgeschieden und als bedeutende Trennung eine Gruppe von Bäumen sich erhob, fing jene Stimme an. Die Sonne griff in die Wipfel, die Blätter kamen vom Taufall in Regung und der Knabe hatte noch in seinem unberührten und offenen Kreise alles vor seinem Blicke, wodurch es wie ungeschaffen in gleicher Behütung war. Die Stimme aber sprach eine gleichmäßige Klage.

 

„Mit einer Hand die Seele, o die er band,
hinwegzutragen, — heftiger schlägt den Griff
die andre immer her zum Herzen
zwischen Erbarmen und Fluch verkettet.

 

O die er band und wie am zertrümmten Ast
o die er fängt und wirbelnd ein Echo weckt
des Schicksals, das erst unterm Herzen
blind und mit spielndem Sinn empfangen.

 

Er will es nicht, doch sinnend ja, was er muß,
doch was er sinnt, verwandelt ihn immer fort,
er selbst der Baum und seine Seele
bleibt eine Leier am Aste hängen.

 

Ob dir ein Ruf gespannt, daß die Saite klingt,
ein Herz dir zuckend williger Antwort gibt,
du bist bestellt in Kraft der Mitte
niemals und immer befällt dich Echo.

 

Hinweg, doch lauschend, weil ja die Seele singt,
o Feie komm, verzweifelt doch stets dahin
zum Himmel fährt sie, stille Wolke,
bis er verwandelt sich rührt in Tränen.

 

Der Baum wird dunkel, Blätter gefügt wie Fels,
an ihrem Abfall strömt das Gewässer hin
und in die blonde Lindenblüte
fällt der beständige Regen milder.

 

Es flüstert, oder rinnen die Bäche nicht,
saugt alles in sich klopfend dies schwere Herz
mit gleicher Nacht und von ihr Tage
sind wie die Arme des Baums im Lichte.

 

So wird der Sinn, je mehr er sich selber sucht,
aus dunkler Haft die Seele geführt zur Welt,
vollbringe was du mußt, es ist schon
immer vollbracht und du tust nur Antwort."

 

Das Unvollkommene hat alle Sinne und verlegt sie nach Willen; es ist der geöffnete Tag und der Schrein des Morgens ist abseits gestellt. Manchmal aber kommt ein Gedanke zu sich in Rückkehr und bittet, daß die nächste Stille Wahrheit wird, jene nächste ohne Besinnung, welche rein die Erwartung ist und wo das Größere nicht zum Weichen gebracht wird. Aber eine besondere Wahrnehmung war jetzt mit den Steinen. Während nämlich inzwischen, wie gesagt, der Knabe ohne Bekümmerung und sonst alles ohne Regung um ihn gewesen war, nur daß es mit dem Lichte in seine eigenen Orte rückte, und während ich doch fühlte, daß in allem noch etwas Unerwecktes war, wogegen die Sonne in die Bäume von oben Wirbel setzte und Nester, wo Vögel herausflogen und womit sich die obere Luft belebte, zeigten sich die Steine in dem Gelände durch einen sonderbaren Zufall verstreut und kamen mit den Blicken ins Treffen. Es geschah zuerst durch die Festigkeit, mit welcher bei ihnen das Licht im Schatten sicher war; es hat nur allein den Körper; der Knabe aber stand dazwischen und alles war in der Frühe gesehen wie eine Gegenwart, welche nicht auf den Zutrag der Erde erwidert. Die Steine also im Hellen schlafend wie Rümpfe und Gliedmaßen, wo die fernsten, wie das Verlorene sich behauptet, am meisten leuchteten, so waren sie unfaßbar und demnach wie gesetzt gegen den Sinn, der zuvorkommt, und gegen den Kelch im Nachgang, bis ich erkannte, daß dort Figuren überall wie Trümmer von steinernen Gestalten oder Puppen mit halben Körpern gegen das Wachstum lagen oder teilweise vergraben in der Erde standen, und ihre Gesichter sah, die von den Wurzeln der Bäume hergekehrt waren. Ich war mit ihnen in einem ausgereckten Anblick des Raumes durch viele Antlitze gegen die Schöpfung, von denen ich zuerst bei einem nächsten Rumpfe unerwartet ein schattenrunzeliges und starres kleines Gesicht mit einem Barte sah, während viele andere mit leuchtenden kleinen Schultern und Armen einzeln und überall in der Schnürung steckten. Ein solcher Widerhalt gegen das wankende und entzündete Morgengefühl kam durch das Auge von den Steinen und war wie eine alterlose Bestimmung mit einer langen und gleichen Ruhe und wie eine freudige Unerlöstheit. Aber es wurde die Begegnung mit dem Elemente von dem, was nicht zum Weichen gebracht war.

Nämlich die Figuren, in ihrer Schnürung mehr mit dem Schatten verbunden als mit der Erde und dadurch in einem eigenen Rechte des Daseins mit einer hellen Trennung, wodurch sie miteinander die Zerstörung gegen die Erde aufhoben, waren leuchtend mit einer Dankbarkeit, die nicht gebären will. Ehre, die den Hunger bewahrt, Zerbrochenheit wie eine Rüstung und ihr Rätsel im Lichte, aber die Erde ist dagegen verschlossen, es ist die Dankbarkeit des Mittels und seine Wiederholung wie ein Gesetz und wie Takte des Sinnes und die Erinnerung ein Werkzeug. So will alles vom Geiste auf seinen Abbruch zurückkommen. Aber das Zerbrochene ist auch das wirkliche Rätsel des Kindes; es wird sein Gesetz gegen die Schöpfung und seine mächtige Bestimmung geht durch diese Grenze. Noch wächst es immer im Frühling. Jedoch die Ruhe des Sommers unter dem wachsenden Anblick, wogegen der Ton sich erhebt wie Gram und im Gleichen selber wie ein Jubel in der Feierlichkeit und niederkommt in einer Furche gegen den Himmel, es ist der schwere Bedarf um das Unsagbare, die Grenze und die Ruhe wie zur In-sich-Fällung und zu keinem Inhalt, aber aufgehoben durch die Verteilung, und es ist die Kraft der Abschneidung vom Ursprung. Man sieht das Bild zur Abwerfung, und um so mehr sein Mittel, je weniger es weicht, um so mehr sein Geschehen unter einem Namen, und seine doppelte Behaltung. Als ob nichts geschehen wäre, erhebt sich dagegen die Freiheit. Es ist alles um das unerfahrene Bild, und weiter und gleich etwas Drittem, das sich aufhebt wie im Spiegel des Vaters und so wie der Sohn in der Jungfrau. Und es will wie etwas Verlorenes sein gegen den Geist und gleichwie die Schöpfung. Der Sommer aber streitet um seine irdische Krume. Und ich dachte an die Gestalt in der Nacht auf der Brust, an diese Geschöpftheit zwischen Sinn und Widersinn, das Geplante wie eine Schwester durch Gottverlorenheit begriffen und dann wie zu einer Sicherheit gegen den Kelch im Nachgang. Aber das Gleichnis ruht nicht und die Erkenntnis von ihm im Schnürenmüssen; das Bild will hineinkommen, man weiß, daß man es nicht mehr beherrscht, und man wird damit selber in eine schwere Ordnung gebracht. Das ist das Größere, was nicht zurückweicht, und es unterliegt im Urteil durch das Zuvorkommen. Es ist die Kreatur im Widerfall mit ihrer eigenen Ordnung. Siehe das Geschöpf verlorener durch seine Schöpfung, seinen Raum in allem Abstand wie ein Grab — es ist offen — und den Sinn wie gefaltete Tücher. Man legt ihn nieder mit Worten. Und nichts als das ist der Zustand der Dinge; aber im Morgenglanz ist noch das Unerweckte und das Beständige vor dem sichtbaren lauernden Tode.

Da fing der Knabe zuerst sprechend, während er zwischen den steinernen Puppen herumging, und dann mit seiner Flöte in den Pausen eine eigentümliche helle Melodie einschiebend, eine Weise an, die um so deutlicher gehört wurde, als er allein unter den Bäumen und mit ihr wendend umging, die Töne aber über den liegenden Gesichtern wie ein Echo beständig wurden. Der Himmel setzte sich über der Erde in Augen, während die Töne über das Wasser gingen:

 

„Ohne Regung wie ein Flügel
auf den toten Leib gedeckt,
keiner Schwinge Zug und Zügel
die gepaarte Freiheit weckt,
Werk der Fühlung ohne Regel,
dein Gebinde hebt ein Segel.

 

Harrend in der kranken Pfanne,
Werk der Zehrung, Kraft entkielt,
eines Hauches kurze Spanne
mit der kleinsten Feder spielt,
deines Herzens Gang entkräftet
hat Zergliederung geöffnet.

 

Laß geschehn, die unbeargte
Hoffnung nie Bewahrung sinnt,
das in Perlen eingesargte
Augenlicht verdorrend rinnt,
Licht des Himmels flieh vom Neste,
jeder Stein ist eine Veste.

 

Sinn, der grub und hackte
und noch Widerstand gelehrt,
stirb Besinnung und die nackte
Fesselung wird unbewehrt;
daß sie Seim der Höhen riefe,
drang die Allmacht in die Tiefe.

 

Ohne Regung wie ein Flügel
sorglos unterm Ruf geträumt
liegt er, der ein dunkler Hügel
sich entschälend aus sich keimt,
paare Paarung, Neigung neige,
schließ den Himmel, öffne Zweige.

 

Unbekannt von Herz zu Herzen
lag das Land und schmückte sich,
rein im Schauen ohne Schmerzen
wird der Apfel mütterlich,
alles daß es Eins erhole
wird gebrochen unterm Pole."

 

In der Wiederholung, die ein Aufatmen ist, wächst auch der Sinn der Schwermut; aber im Echo überall und im Nachklingen der Töne, wenn sie sich vermehrend stillen, ist es zugleich ein sonderbarer Jubel. Der Himmel, der zunimmt in seinem großen Bestande durch die Paarung des Dunkels mit dem Lichte, worüber er sich abhebt, und die Augen, die Mühe haben in dem wachsenden Meere, geben den kleinen und dunklen Kern immer voller von sich. Diese kleine Schwere will in keinem Bilde wohnen, sondern in der großen Erhaltung immer weiter ausgestoßen — die Gestalt der Nacht am Rande liegend verschlang sich selber, die in der Verzehrung ihr Mittel findet, und war die ganze Kraft einer Halbheit und ein umgekehrtes Opfer. Wie nicht zu sein, hält es eine Grenze, indem es sich dem Hunger entgegenbringt, und also gegen diese schwärmende Natur, wenn sie, gewissermaßen wie Bienen — und so ist auch der Nachgang der Töne — ein Inbild brechend, um so mehr den Raum für alles hergibt. Lautlos fällt sie von Bild zu Bild, es geschieht um einen unsichtbaren Anker und in das Bewegliche übergehend als ein Erbarmen durch bloße Größe. Das geringe Zuvorkommen, unterliegend durch die große Abweisung, ist darin rätselhaft lebendig. Alles wurde nochmals überdeutlich unter den bewegten Blättern, welche wiederholend, wenn die Worte und der frühe und heiße Klang der Flöte schwiegen, ein Seufzen trugen, zu welchem eine Stimme kam, und diese sagte dazwischen laut und dreimal: „Jetzt ist wieder eines erlöst“. Aber das Seufzen wurde vermehrt und folgte verwehend auf diese Worte; die steinernen Leiber der halben Figuren blieben unbewegt unter den Stämmen und waren zusammen sichtbar, worüber der unverstandene Schritt des Sinnes ging wie auf einer durch Gleichheit leuchtenden Stufe. Da wandte sich der Knabe noch einmal herum und sagte mit einer ganz neuen Stimme: „Das Wort des Herzens ist auch eine gefangene Biene“. Und nochmals als der Himmel ganz hell wurde, sagte er: „Worte sind wie Würfel; getrennt vom Anhalt des Vergänglichen siehe die Schwere des Spiels, bis es ganz abgehoben die innere Grenze öffnet; den Zustand wie eine Zahl und wenn sie fällt im Augenblick vor dem Gesicht einmal, wo das Größere nicht zum Weichen gebracht wird. Nichts muß man erwerben, als das Mittel, bis es nicht mehr dankt, wenn das Größere darüber kommt. Der Tag kommt über die Nacht und verschlingt seine Waage, die ihn aufhebt."

Ich sah jetzt das Geschehen zwischen Nacht und Morgen wie Flügelschläge.

 

Ich schlief
und hob in leisem Schlummer
um Hauptes tief,
mich hob das Herz gerufen stummer,
ein Odem, der mich zu sich rief,
mich aus dem Grunde zog
und war Gesicht und überwog,
ich hob mich Hauch, daß mir der Kummer
wie Wassersaum vom Antlitz lief —

 

und überwachte leiser
und liebte heißer
die Kühle, die das Herz mir sog.