Tantum dic verbo
VORÜBERGANG

 

O Baum, der in der Sonne knospt,

mit Regen kommt der Abend an,

vor Augen, wie dem Blick entbricht

das Licht, so lischt die Sonne aus.

 

Von vieler Tage Angesicht

wo ist der letzte Schimmer hin?

Steht keiner vor und hinter dir?

Was starrt die stumme Knospe dort!

 

Ertrinkst du oder tauchst du auf?

Vorm Fenster wie die Welt verblaßt,

vom Erdreich schwimmt das grüne Gras,

der letzte Mensch ging schon nach Haus.

 

Ist keiner vor und hinter mir?

Wie fällt mich heut das Dunkel an!

Was drängt mich und entseelt den Sinn,

was nahm der Herr mir heute fort?

 

Was nahm nun deine Hand mir fort?

Reichst du's dem Bruder meiner Hand?

Stumm stehn die Knospen im Geäst,

denn der es gibt, er nimmt das Wort.

 

(4.4.1915)