Aloysius Bertrand: Gaspard de la Nuit. Aus dem zweiten Buch: Das alte Paris

DAS STÄNDCHEN

Nachts sind alle katzen grau.

(Volkstümliches Sprichwort)

Eine laute, eine baßgitarre und eine oboe. Mißtönende und lächerliche symphonie. Mme Laure auf ihrem balcon, hinter einer jalousie. Keine laternen in der straße, keine lichter an den fenstern. Der gehörnte mond.

"Seid Ihr es, d'Espignac? — Ach! nein. — Du bist es also, mein kleiner Mandelblum? — Weder der eine noch der andere. — Wie! schon wieder Ihr, Monsieur de la Tournelle? Guten abend! Sucht mitternacht um vierzehn uhr!"

Die musiker in ihren umhängen: "Der Her Rat wird sich eine erkältung holen. — Und der galan hat also keine angst vorm ehemann?- Ach, der ehemann ist auf den inseln."

Was tuschelte man währenddessen dort zusammen? "Hundert louis im monat. — Bezaubernd! — Eine Karosse mit zwei heiducken. — Superb! — Ein haus im nobelviertel. — Großartig! — Und mein herz mit liebe ausgefüttert. — Oh! ein hübscher pantoffel für meinen fuß!"

Die musiker immer in ihren umhängen: "Ich höre Mme Laure lachen. -Die grausame wird menschlich. — Jawohl! die kunst des Orpheus zähmte in den sagenhaften zeiten tiger!"

Mme Laure: "Kommt näher, mein kleiner, damit ich Euch meinen schlüssel an einem band herunterlasse!" und die perücke des Herrn Rat wurde feucht von einem tau den nicht die sterne vertropften. — "He! Gueudespin, schrie das boshafte weib indem sie die balkontür schloß, nehmt eine peitsche, und lauft schnell den Herrn abtrocknen!"

 

 

(II, 7)