Aloysius Bertrand: Gaspard de la Nuit. Drittes Buch: Zauber der Nacht

EIN TRAUM

Das und noch mehr hab ich geträumt, aber ich verstehe nichts davon.

(Psntagruel, buch III)

Es war nacht. Da waren zuerst — wie ichs gesehen hab so erzähl ichs — eine abtei mit vom mond rissigen mauern, ein wald von gewundenen wegen durchzogen — und der galgenberg wimmelnd von mänteln und hüten.

Dann waren da — wie ichs gehört hab so erzähl ichs — das traurige läuten einer totenglocke dem traurige schluchzer aus einer zelle antworteten — klagende rufe und wildes lachen, von denen jedes blatt an einem zweig zitterte — und die summenden gebete der schwarzen büßer die einen verbrecher zur hinrichtung begleiteten.

Da waren schließlich — so wie der traum ausging so erzähl ich ihn — ein mönch der in der asche der sterbenden liegend den geist aufgab — ein mädchen das an den ästen einer eiche aufgehängt zappelte — und ich, den der henker mit zerzaustem haar auf die speichen des rades flocht.

Dom Augustin, der verstorbene prior, wird, im franziskanerhabit, die ehren eines erleuchteten katafalks empfangen, und Margarete, die ihr geliebter getötet hat, ins weiße kleid ihrer unschuld gehüllt werden, zwischen vier wachskerzen.

Doch ich — der stab des henkers war beim ersten schlag zerbrochen wie ein glas, die fackeln der schwarzen büßer waren unter regengüssen erloschen, die menge hatte sich zusammen mit den über die ufer getretenen reißenden sturzbächen verlaufen — ich verfolgte bis zum erwachen andere träume.

 

 

(III, 7)