Aloysius Bertrand: Gaspard de la Nuit. Drittes Buch: Zauber der Nacht

MEIN URGROSSVATER

Alles in diesem zimmer war noch im gleichen zustand, außer daß die wandteppiche in fetzen waren, und daß die spinnen im staub ihre netze webten.

Walter Scott (Woodstock)

Die ehrwürdigen gestalten des gotischen wandteppichs, vom wind bewegt, begrüßten einander, und mein urgroßvater trat ins zimmer, mein seit bald achtzig jahren toter urgroßvater!

Da, da ist es, vor diesem betstuhl, daß er niederkniete, mein urgroßvater der Rat, mit seinem bart das gelbe meßbuch küssend, das an der stelle wo das band lag aufgeschlagen war.

Er murmelte gebete solange die nacht dauerte, ohne einen moment die gekreuzten arme aus seinem umhang aus violetter seide zu nehmen, ohne mir einen blick zuzuwerfen, mir, seinem nachkommen, der in seinem bett lag, seinem staubigen himmelbett!

Und ich bemerkte mit schrecken daß seine augen leer waren, obwohl er zu lesen schien — daß seine lippen unbeweglich waren, obwohl ich ihn beten hörte — daß seine finger fleischlos waren, obwohl sie von edelsteinen glitzerten!

Und ich fragte mich ob ich wachte oder schliefe — ob das die blässe des mondes war oder die Luzifers — ob es mitternacht war oder tagesanbruch!

 

 

(III, 8)