Aloysius Bertrand: Gaspard de la Nuit. Drittes Buch: Zauber der Nacht

UNDINE

Ich glaubte zu hören wie eine vage harmonie meinen schlummer verzauberte, und wie, nah bei mir, sich ein flüstern ausbreitete gleich von einer traurigen und zarten stimme unterbrochenen gesängen.

Ch. Brugnot (Die beiden genien)

Horch! horch! Ich bins, Undine, die mit diesen wassertropfen die klingenden rauten deines von den matten strahlen des mondes erleuchteten fensters streift; und sieh da, im kleid aus moiré, die frau schloßherrin die von ihrem balkon die schöne besternte nacht und den schönen schlafenden see betrachtet.

"Jede woge ist ein nix der in der strömung schwimmt, jede strömung ist ein pfad der sich zu meinem palast schlängelt, und mein palast ist flüssig gebaut, auf dem grund des sees, im dreieck aus feuer, erde und luft.

"Horch! horch! mein vater schlägt das quakende wasser mit einem grünen erlenzweig, und meine schwestern liebkosen mit ihren schaumarmen die kühlen inseln aus gras, seerosen und gladiolen, oder sie machen sich über die hinfällige und bärtige weide lustig die mit den zweigen angelt."

Ihr lied geflüstert, bat sie mich ihren ring an meinen finger zu nehmen, um der gemahl einer Undine zu sein, und mit ihr ihren palast zu besuchen, um könig der seen zu sein.

Und als ich ihr antwortete, daß ich eine sterbliche liebte, weinte sie schmollend und trotzig ein paar tränen, stieß ein gelächter aus, und verschwand in regenschauern die weiß an meinen blauen scheiben niederrannen.

 

 

(III, 9)