Aus fremden sprachen: Giacomo Leopardi
AN DEN MOND

O lieblicher mond, ich erinnere mich,

daß ich, ein jahr ist's her, auf diesen hügel

kam, voll kummer, um dich wieder anzuschaun,

und du hingst damals über jenem walde

genau wie jetzt, daß du ihn ganz erleuchtest.

aber verschwommen und zitternd, durch tränen

die über die wimpern mir quollen, erschien

meinen augen dein antlitz, denn mühselig

war mein leben, und ist, und wird so bleiben,

o mein geliebter mond. und doch, es hilft mir

die erinnrung, und das zählen meiner

schmerzen, ihrer jahre. o wie angenehm

begegnet in der jugend, wenn noch lang die

hoffnung ist und kurz ist das gedächtnis,

das gedenken an vergangene dinge,

wenn auch traurig, auch wenn das leid noch dauert.

 

 

Giacomo Leopardi